"Fahrenheit 11/9": Filmischer Weckruf

17.1.2019, 09:00 Uhr
Michael Moore in einer Szene des Films "Fahrenheit 9/11".

© Weltkino Filmverleih/dpa Michael Moore in einer Szene des Films "Fahrenheit 9/11".

Michael Moore ist langweilig geworden: Die Ansicht vertraten zuletzt selbst Fans des streitbaren Dokufilmers. Ein Film über Donald Trump als kaum zu verfehlende Zielschiebe für seine Attacken weckte eher mäßige Erwartungen. Doch "Fahrenheit 11/9" (der Titel erinnert an seine Anti-Bush-Doku "Fahrenheit 9/11" von 2004) entpuppt sich als erstaunlich scharfsinniger, erhellender Film.

Moore sah Trumps Wahlsieg bereits voraus, als ihn noch kaum jemand für möglich hielt. Er ruft in Erinnerung, dass Trumps üble Entgleisungen und Verfehlungen nicht im Geheimen, sondern meist in aller Öffentlichkeit geschahen. Eine wichtige Rolle spielten dabei die US-Medien, die zwar kritisch berichteten, aber dankbar über jedes Stöckchen sprangen, das ihnen Trump hinhielt. Skandale sind eben die besten Quotenbringer.

Die Person Trump und das fatale Wahlergebnis dienen Moore aber eher als Aufhänger für eine Analyse jener US-amerikanischen Zustände, die den Sieg erst möglich machten. Dabei werden auch weniger bekannte Ereignisse beleuchtet. Etwa dass die Bevölkerung in der US-Stadt Flint mit bleiverseuchtem Trinkwasser vergiftet wurde – nur aus Profitdenken.

Manchmal gehen Moore die Polemik-Gäule durch, etwa wenn er Trump mit Hitler vergleicht. Doch werden auch die Demokraten, die mit abgefeimten Tricks jene stoppen, die echte Veränderungen wollen, scharf kritisiert. Moores Ist-Analyse der USA fällt bitter aus. Doch er sieht Hoffnung für das gebeutelte Land, besonders bei sehr engagierten Teilen der jungen Generation. Ein überzeugender, durchaus auch emotionaler Weckruf... (USA/128 Min.)

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