"Glücklich wie Lazzaro": Der sanfte Tor mit dem großen Herzen

13.9.2018, 08:00 Uhr
Der gutmütige Lazzaro (Adriano Tardiolo) lebt als Knecht auf einem italienischen Bauernhof und kümmert sich um alles was so anfällt.

© Piffl Medien Der gutmütige Lazzaro (Adriano Tardiolo) lebt als Knecht auf einem italienischen Bauernhof und kümmert sich um alles was so anfällt.

Wohl jeder kennt einen Menschen, der herzensgut und voller Vertrauen ist – und gerade deshalb oft ausgenutzt wird. Ein solch heiliger Narr ist Lazzaro (Adriano Tardiolo), der zusammen mit 53 Arbeitern auf einem von der Außenwelt abgeschnittenen Landgut schuftet. Die Ausbeutung kennt hier keine Grenzen. Die Arbeiter erhalten keinen Lohn und hausen in kärglichen Unterkünften.

Lazzaro steht dabei auf der untersten Stufe. In seiner Gutmütigkeit schuftet er besonders eifrig und lässt sich auch von seinen Kollegen übervorteilen. Doch schließlich macht die Polizei dem ganzen Spuk ein Ende. Die an Sklaverei erinnernden Verhältnisse auf der Farm werden sogar zum Medienthema.

Einige Jahre später, offenbar befinden wir uns nun in der Gegenwart: An den prekären Verhältnissen der ehemaligen Arbeiter, einschließlich Lazzaros, hat sich kaum etwas geändert. Eines Tages beschließt er – auf seine typisch sanftmütige Art und nicht für sich selbst, sondern für einen Freund –, etwas zu fordern. Das hat fatale Folgen . . .

Aus der Zeit gefallen

"Glücklich wie Lazzaro" wurde im analogen grobkörnigen 16-mm-Format gedreht. Symptomatisch für einen Film, der auch ansonsten wie aus der Zeit gefallen wirkt. Regisseurin Alice Rohrwacher verzichtet konsequent darauf, das (angebliche?) heutige Publikumsbedürfnis nach Rasanz, Action und vordergründigem Humor zu befriedigen.

Doch so sympathisch und liebenswert der Film auch anmutet, restlos überzeugen kann er leider nicht. Die Figuren bleiben über weite Strecken zu blass. Außerdem lässt die episodenhafte Dramaturgie ein wenig die Geschlossenheit vermissen. Doch manchmal gelingen Rohrwacher dann doch Szenen von geradezu bezaubernder Magie. Und bisweilen überrascht sie zusätzlich mit wunderbar subtiler Ironie. (I/F/CH/D/125 Min.)

 

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