"King Arthur": Kein König, aber ein Held

11.5.2017, 08:00 Uhr

© Warner

"King Arthur: Legend of the Sword" beginnt mit einem donnernden Schlachtgemetzel. Gewaltige Heere und riesige Elefantengeschöpfe blasen zum Sturm auf die Festung. Angesichts der feindlichen Übermacht scheint die Verteidigung aussichtslos. Aber dann schnallt sich König Uther (Eric Bana) das Excalibur-Schwert um, galoppiert durch die flüchtende Soldatenschar und ermordet mit der Wunderwaffe den anführenden Zauberer der gegnerischen Armee.

Mit dem pompösen Auftakt ist der eigentliche Hauptdarsteller des Films eingeführt: das magische Schwert als phallisches Allmachtssymbol, das schon bald in einem Felsen stecken wird, aus dem es nur einer wieder herausziehen kann. Schuld daran ist der machthungrige Königsbruder Vortigern (Jude Law), der Uther ermordet, aber die Flucht seines Sohnes Arthur nicht verhindern kann.

Im verruchten Londinium wächst der Junge in einem Bordell auf. Kindheit und Jugend im sozialen Brennpunkt stählen ihn zu einem Überlebenskünstler und gewitzten Kleinkriminellen. Konflikte mit der Ordnungsmacht bringen Arthur (Charlie Hunnam) bald in Gefangenschaft und nach Camelot zum magischen Schwert. Ganz so mühelos, wie es die Sage vorgibt, zieht er es nicht aus dem Granit. Blitz und Donner treffen ihn – und auch die Bilder längst verdrängter Kindheitserinnerungen.

Als Vortigern seinen Neffen findet, will er ihn hinrichten lassen. Doch bei einem toll inszenierten Tumult befreien Rebellen den Todgeweihten. Und ob mit oder ohne Schwert – Arthur pfeift aufs Auserwähltsein. Erst die Zaubererin Mage (Astrid Bergès-Frisbey) kann den Haudegen an seine Verantwortung und den Umgang mit der Wunderklinge heranführen.

Mit erfrischendem Eigensinn geht Regisseur Ritchie an den literarisch und filmisch gründlich durchdeklinierten Stoff. Er befreit Arthur vom lästigen Edelmann-Getue und macht ihn zu einem vormittelalterlichen Seelenverwandten der proletarischen Gangsterfiguren seiner frühen Filme. Dass sich der Held zunächst seiner Berufung verweigert und sich erst seinen traumatischen Erinnerungen stellen muss, ist nicht die allerneuste Idee, bringt aber frischen Wind in den schwermütigen Mythenstoff.

Charlie Hunnam erdet die Figur mit einer Natur-Coolness, die einen interessanten Kontrast zur Fantasy-Textur des Films bietet. Denn Ritchie spart nicht an mystischen Digitalgemälden und epischen Gemetzeln. Das alles sieht nicht nur – im doppelten Wortsinn – fantastisch aus, sondern entwickelt eine enorme visuelle Dynamik, die einen zusammen mit dem vortrefflichen Soundtrack ins Geschehen hineinzieht. Großes Kino, aber ohne Pathos und mit einer gewissen Lässigkeit inszeniert. (USA/AUS/GB/127 Minuten)

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