"Logan Lucky": Der Familien-Coup

14.9.2017, 09:00 Uhr

© Studiocanal

Die erinnert an sein geniales Gaunerstück "Ocean's 11", doch als Kulisse dient diesmal nicht das glamouröse Las Vegas, sondern die Provinz des amerikanischen Ostens.

Mit den Hollywood-Studios wollte Soderbergh ("Erin Brockovich", "Traffic") nicht mehr zusammenarbeiten. Für sein Comeback hat er eine eigene Verleihfirma gegründet und sich so die kreative Freiheit für "Logan Lucky" gesichert. Und die nutzt er genüsslich aus. Mit dem passenden Country- und Rock-Soundtrack unterlegt, führt der Film in die ländlichen Gegenden West Virginias und North Carolinas. Dorthin, wo man stolz ist auf Amerika, wo man den Patriotismus ganz selbstverständlich lebt, ohne gleich radikal zu sein. Wo Mütter kleine Mädchen für Talent-Wettbewerbe in grell geschminkte Prinzessinnen verwandeln und Stock-Car-Rennen wie Volksfeste gefeiert werden. Sehr viele Menschen haben hier für Donald Trump gestimmt.

Es ist ein Landstrich, in dem sich einfache Leute wie Jimmy Logan (Channing Tatum) nehmen müssen, was sie brauchen. Das jedenfalls schwingt unaufdringlich immer ein bisschen mit in dieser Geschichte. Das Schicksal war nicht freundlich zu dem einstigen Football-Star. Nach einem Karriere-Knick arbeitet er auf dem Bau. Doch weil er hinkt, gilt er eines Tages als Versicherungsrisiko und wird gefeuert. Die Mutter seiner Tochter ist längst mit einem anderen verheiratet, das Mädchen darf er nur zu festen Zeiten sehen. Auch Jimmys Geschwister haben nicht das große Los gezogen. Bruder Clyde (Adam Driver) hat im Irak einen Unterarm verloren, Schwester Mellie (Riley Keough) schlägt sich als Friseuse durch.

Warum also nicht ein Ding drehen, einen Bank-Tresor knacken, der — das weiß der Bauarbeiter — direkt unter einer Autorennstrecke liegt? Den idealen Panzerknacker mit dem lautmalerischen Namen Bang (mit platinblonder Stoppelfrisur und komödiantischem Talent: Bond-Darsteller Daniel Craig) will man aus dem Knast rekrutieren. Dessen trottelige Brüder sollen außerdem mit ins Boot.

Bankraub mit Gummibärchen

Soderbergh lässt seine Figuren einen Plan ausarbeiten, dessen Logistik so abenteuerlich und kompliziert ist, dass er eigentlich nur schief gehen kann. Doch genau das ist der Clou dieser Gauner-Komödie: Man traut den kleinen Leuten, die ganz offensichtlich nicht zu den Hellsten unter der Sonne gehören, den großen Coup nicht zu, hat das Scheitern schon vor Augen, bevor es richtig los geht. Doch die Amateur-Bande wird einen da noch überraschen.

Wie genau das alles vor sich geht, wie da mit Hilfe von fingierten Überfällen und Gefängnisrevolten, Gummibärchen und bunt bemalten Kakerlaken ein unterirdischer Bankraub vorbereitet wird, ist vor allem ein großer Spaß. Und dem überbordenden Einfallsreichtum von Soderbergh und seiner Drehbuchautorin Rebecca Blunt geschuldet. Hinter dem Pseudonym soll sich Jules Asner, die Ehefrau des Regisseurs, verbergen.

Über die Möglichkeit oder Unmöglichkeit der Planungsdetails sollte man sich nicht den Kopf zerbrechen. Besser funktioniert die Geschichte, wenn man sie als veritables Gauner-Märchen begreift, dessen anfangs nicht recht plausible Szenen sich schließlich doch wie präzise ineinandergreifende Puzzleteile zu einem Ganzen fügen. Den Spannungsbogen hält Soderbergh bei all dem eher flach, selbst wenn "Logan Lucky" in der zweiten Hälfte deutlich Fahrt aufnimmt. Auch der Bankraub selbst folgt dem aus vielen Genre-Streifen bekannten Muster.

Die überraschende Wendung und letztlich auch die Botschaft kommen zum Schluss, wenn der Film direkt an den Anfang anknüpft: Kleine Leute wie die Logan-Geschwister gibt es in der amerikanischen Provinz eine ganze Menge. Sie haben in Trump-Country eine Chance, wenn sie sich auf Gerechtigkeit besinnen und die Gemeinschaft pflegen. (USA/119 Min.)

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