"Maria Stuart...": Allein gegen die Machtgier der Männer

17.1.2019, 09:00 Uhr

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Als Maria Stuart 1561 als 17-jährige Witwe des französischen Königs Franz II. in ihre schottische Heimat zurückkehrt, kommt das all denjenigen, die sich in Abwesenheit der rechtmäßigen Königin ihre Pöstchen gesichert haben, natürlich ungelegen. Noch dazu beharrt die junge katholische Schönheit selbstbewusst auf ihrem Recht. Dass sie auch Anspruch auf den Thron Englands hat, auf dem die protestantische Elisabeth I. sitzt, bringt das komplexe politische Machtgefüge auf der Insel zusätzlich in Gefahr. Die adeligen Herren würden Maria Stuart (Saoirse Ronan) am liebsten wieder auf den Kontinent zurück schicken.

Josie Rourke erzählt die auf Bühne und Leinwand längst zum Klassiker avancierte Geschichte nicht als Machtkampf zwischen zwei Königinnen. Vielmehr interpretiert sie die historischen Ereignisse aus dem emanzipierten Blickwinkel der Gegenwart. Ihr geht es um zwei Frauen, die sich gegen männliche Übermacht behaupten müssen. Maria Stuart hat ihre eigenen Ideen, sie zollt Elisabeth (Margot Robbie) Respekt, wünscht sich einvernehmliches Regieren und schwesterliches Miteinander, und sie plädiert für Verträge, die nicht von Männern ausgehandelt wurden.

Doch solch versöhnliche Strategien sind im 16. Jahrhundert ebenso wenig erwünscht wie starke weibliche Führungskräfte. Maria wird mit immer wieder neuen Intrigen ausgebremst, der Klerus stellt sich genauso gegen sie wie der Adel. Eine halbherzige Heirat beschert ihr zwar eine Schwangerschaft und damit einen möglichen Thronerben, aber auch ihr windiger Ehemann ist nur Werkzeug ihrer Gegner...

Die Winkelzüge von Marias schottischen wie englischen Widersachern und die Machenschaften von Elisabeths Beratern sind in Josie Rourkes Film nicht immer leicht nachzuvollziehen. Doch eines wird fast schmerzlich klar: Die beiden Frauen haben keine Chance, ihre Vorstellungen von einem harmonischen Nebeneinander in einer von männlicher Machtgier bestimmten Welt umzusetzen.

Ein heimliches Treffen der beiden, das fast wie ein kindliches Versteckspiel wirkt, taucht die Kamera in sinnliche Bilder. Sie bilden den deutlichen Gegensatz zu Szenen von Schlachten oder dem martialischen Auftreten der Adeligen. Für Liebe, das will Josie Rourke offensichtlich auch zeigen, ist in solchen Zeiten kein Raum. Selbst Sex hat hier mit Macht und Berechnung zu tun.

Sicher kommt manches in diesem durch opulente Kostüme und weite Landschaften mit vielen Schauwerten ausgestatteten Drama verkürzt, zugespitzt, mitunter auch pathetisch daher. Doch die moderne Sichtweise der Ereignisse und das überzeugende Spiel der beiden Hauptdarstellerinnen machen diesen Makel locker wett. Und natürlich drängt sich die Frage, wie die Geschichte wohl verlaufen wäre, wenn die Frauen den Lauf der Dinge bestimmt hätten, unwillkürlich auf. (GB/124 Min.)

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