"Mein Name ist Somebody": Altersweiser Schutzengel

23.8.2018, 08:00 Uhr

© KSM

"Schluss jetzt, wir bewegen uns ja wie alte Männer": Das war angeblich der Abgesang Hills auf die Haudrauf-Karriere zusammen mit Kollege Bud Spencer. Dann jedoch hat sich ein wohl zehn Jahre lang vorliegendes Soloprojekt in seiner kreativen Ader breitgemacht, und das persifliert nun stellenweise die altersbedingte Ungelenkigkeit.

Dafür ist jener Einsiedler Thomas (Hill), der sich auf einer blankgewienerten Harley Davidson von seinem italienischen Klosterhof auf eine Art motorisierte Pilgerreise in die Wüstenei Andalusiens begibt, von bewundernswerter Altersweisheit und Geduld. Beides braucht er, denn noch vor der Fähre nach Barcelona trifft er auf Lucia (Veronica Bitto).

Keine Angst. Autor, Regisseur und Hauptdarsteller Hill pflegt nicht den Hauch einer Altmännerfantasie. Blauauge ist einfach geduldiger Schutzengel auch der schwierigsten Wesen. Und Probleme hat die impulsive Lucia mit dem unendlichen Fundus an dekorativen Kleidungsstücken jede Menge. Bisweilen fragt man sich, ob Jungschauspielerin Bitto – so wie die Harley und später dann die pittoresken Winkel Almerias – Gegenstand gezielten Produktplacements ist.

Einerlei, der Wüstentrip hat fundamentalere Dinge im Sinn. Die Unendlichkeit und den bestirnten Himmel über ihnen und ihren Hütten zum Beispiel. Da wird es richtig feierlich zwischen Thomas und Lucia, wenn beide über die letzten Dinge nachsinnen. Nicht ohne Grund, denn Lucia, man ahnt es, leidet an einer tödlichen Herzschwäche und Thomas/Hill bewegt sich schon richtig steif in seinen Cowboystiefeln. Für ein paar heftige Hiebe mit der Blechpfanne reicht es dann aber noch allemal, heitere Einlagen zur Feier der guten alten Zeiten dürfen nicht fehlen.

Wie es dann immer geht mit filmischen Herzensprojekten, der Abschied fällt schwer, und die eh’ schon nicht sehr strapazierfähige Dramaturgie kann die tränennassen Durchhänger nicht recht auffangen. Dass Hill muttersprachlicher Sachse ist, ließe zumindest in der deutschen Version auf ein paar Pfiffigkeiten hoffen. Die existenzielle Tiefe der Sujets hat derartiges wohl nicht zugelassen. (I/96 Min.)

Verwandte Themen


Keine Kommentare