"Porto": Eine bittersüße Liebe in Portugal

14.9.2017, 09:00 Uhr

© MVA

Wenn man allerdings weiß, dass Mister Klinger ein zuzeiten gefeierter amerikanisch-brasilianischer Filmkritiker ist, Unidozent und Regisseur eines Doppelporträts von James Banning und Richard Linklater, befürchtet man sofort, dass sich da mal wieder einer im Bann seiner Zitatenschätze verheddert, um einen flüchtigen Moment des Glücks festzuhalten. Doch nichts dergleichen.

Klingers bittersüße amour fou zwischen dem amerikanischen Slacker Jake, einem grübelnden Herumtreiber, der seinen Botschafter-Eltern entkommen will (Anton Yelchin in seiner letzten Rolle), und der etwas älteren französischen Archäologie-Studentin Mati (Lucie Lucas) mäandert zwar je nach Blickwinkel in der Zeit, doch das leuchtet sofort ein. Wie auch die hinreißende Kulisse der nordportugiesischen Stadt Porto an der Mündung des Douro, an dessen Quais Jake seine Bleibe hat, und wo er eines Abends in einem Café in einem Zustand entrückter Entschlossenheit eine junge Frau anspricht. Ein stets etwas gebeugt nach unten blickender Schüchterling, dem die strahlende Schönheit Mati sofort in die dunklen Gassen folgt.

Alleingelassen

Regisseur Klinger erschafft um seine beiden Hauptdarsteller herum eine sehr portugiesische Bildsprache, eine Art heiter akzeptierter Melancholie, in der die Stadt, als Schauplatz in Formaten von Super 8 bis 35 mm eingefangen, die Erzählung von Liebe und Verlust auf ihre eigene Art ergänzt. Denn die Zärtlichkeit und Lust, dieses staunend genossene Gefühl, ein geradezu perfektes Liebespaar zu sein, vergeht natürlich. In Jakes und Matis Fall ist es sympathischerweise das ganz normale Leben, das es schon vorher gab und dem nur ein Typ wie Jake entkommt, und dafür todtraurig alleingelassen wird.

Nicht nur der Blues auf der Tonspur hat einen vorgewarnt: Liebesgeschichten wie Gabe Klingers "Porto" gibt es nur als Erinnerungsfetzen, ausgelöst etwa durch die Atmosphäre einer Stadt, die eben nicht wie in Richard Linklaters "Before Sunrise" als Kulisse für endloses Gerede dient. Der Abspann ist mit wunderschönen Erinnerungsfilmchen auf Super 8 geschmückt und mit Widmungen an Klingers Vorbilder Chantal Akermann und Manoel de Oliveira, von denen man im Film zum Glück nicht übertrieben viel merkt. (P/USA/F/PL)

Verwandte Themen


Keine Kommentare