"Rey": Suche nach einem selbsternannten König

3.1.2019, 08:00 Uhr

© Real Fiction

Die Jury beim Festival in Rotterdam 2017 fand vermutlich die Authentizität ausstrahlende Behandlung des Filmmaterials von Atallah so beeindruckend, dass es ihr einen Sonderpreis wert war. Er hat es im Garten "verrotten" lassen. Dabei sind die Filmschnipsel des heiligenmäßig zurechtgemachten Schauspielers Rodrigo Lisboa als Orélie-Antoine de Tounens natürlich Kunst, die viel Arbeit macht, aber wenig über den längst vergessenen Sonderling verrät. Außer dass er bald mit dem chilenischen Militär Ärger bekam, das einen, wenn auch sichtlich verwirrten, Thronanwärter im kriegerischen indigenen Hinterland nicht dulden wollte.

Zu diesem Zeitpunkt bekommen die Figuren Atallahs große klobige Masken und sprechen im Klartext der Mächtigen oder im esoterischen Bedeutungsnebel dessen, was auch immer den hochfliegenden Geist des Rey beflügeln mag. Dankenswerterweise ist der Film mit erklärenden Zwischentiteln so klar strukturiert, dass man schon mitkriegt, wenn der Rey im Fieber deliriert, oder sich vom Eintopf seines Expeditionsleiters vergiftet wähnt. Zum immer rätselhafter werdenden Finale hin scheint die royale Beglückung Araukaniens gescheitert, und unser Held zieht, begleitet von zauberisch tänzelnden Maskenträgern, gen Süden Richtung Patagonien. Auch dort harren sie seiner als Befreier und Erlöser.

Natürlich gab die koloniale Vereinnahmung der Naturvölker schon immer Anlass zur Sorge. Ob ein alleinreisender Importkönig wie der Franzose nützlich gewesen wäre, weiß man nicht. (CHI/F/NL/D/QA/90 Min.)

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