"Señora Teresas Aufbruch in ein neues Leben"

1.12.2017, 14:42 Uhr

© Arsenal

Wenn einer Haushälterin wie Teresa (Paulina García, in Sebastián Mazas "Gloria" bereits umwerfende Hauptdarstellerin) nach dreißig Jahren Dienst in einem großbürgerlichen Haushalt in Buenos Aires gekündigt wird, weil man sie nicht mehr braucht, dann verliert sie "ihre" Familie, mit der sie in die Jahre gekommen ist, und damit ihren kompletten Lebensinhalt. Der Sozialplan, den sich die "Ex-Familie" für Teresa ausgedacht hat, besteht in einer "familiären Vertrauensstellung" in San Juan, 700 Kilometer weiter südlich am anderen Ende der Pampa.

Eine lange Busreise und viel Zeit für Teresa, sich darüber Sorgen zu machen, ob das jetzt genauso funktionieren wird, wie damals, als sie zwanzig war. Zumindest auf der Busreise klappt erst mal gar nichts: Bei einem Stopp wegen einer Panne lässt Teresa ihre Tasche mit allen privaten Unterlagen im Bus eines fahrenden Händlers namens Gringo stehen, der sie beschwatzt hatte, ein Kleid aus seinem Fundus anzuprobieren.

Kleiner Kulturschock

Mit Rückblenden in die alte, imposante und schon etwas baufällige Villa, wo Teresa vom geliebten Sohn der Familie Abschied nehmen musste, und Bildern von ihrem Herumirren in einer unendlich erscheinenden Wüste mit schnurgeraden Fernstraßen illustriert der Film den Ausbruch der Protagonistin aus der gutbürgerlichen Routine. Das gleicht einem kleinen Kulturschock.

Leicht gemacht wird ihr das alles schließlich von besagtem Gringo (Claudio Rissi), den sie im nächsten Kaff aufgestöbert hat. Er verspricht ihr, gemeinsam nach ihren Taschen zu suchen, die er irgendwo versehentlich ausgeladen habe. Es wird ein kurzer Roadtrip durch die großen Weiten der flirrenden, windigen Pampa, wobei Teresa zusehends lockerer und selbstbewusster wird.

Cecilia Atán und Valeria Pivato haben ihren ruhigen, stellenweise fast meditativen Erstlingsfilm im Original "La novia del desierto" (wörtlich: "Die Braut der Wüste") genannt. Damit sollte sicher auch das Opfer betont werden, das Teresa mit dem Verzicht auf Familie gebracht hat. Die kleine Affäre mit Gringo, die tatsächlich im Bett endet, besiegelt quasi das Ende ihres einer Nonne ähnlichen Lebens. Ein erster Schritt zum klaren Kopf in der Wüste.(RCH/RA/78 Min.)

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