"Sleepless": Zwischen allen Fronten

9.3.2017, 08:00 Uhr

© Tobis

Der Film ist ein Remake von Frederic Jardins "Sleepless Night", der 2011 wegen seines verwickelten Plots und starker psychologischer Elemente großes Kritikerlob bekam. Bei Baran bo Odar bleibt von der Raffinesse nicht viel übrig und die Spannungsmomente erschöpfen sich weitgehend in wüsten Schießereien.

Die Geschichte führt nach Las Vegas, wo der halbe Polizeiapparat in die Geschäfte des sadistischen Drogenbarons Rob Novak (Scoot McNairy) verstrickt ist und sich im Laufe der Handlung immer tiefere Abgründe auftun – wobei allerdings schon anhand der Figurenzeichnung recht schnell klar ist, wer hier die guten und wer die bösen Cops sind. Im Zentrum steht der Polizist Vincent Downs (Jamie Foxx), der zu Beginn mit seinem Partner einen Drogentransport überfällt, 25 Kilo Kokain erbeutet und am nächsten Tag selbst die Ermittlungen übernimmt, um Beweismaterial aus dem Weg zu schaffen.

Doch Vincent wurde bei dem Überfall erkannt. Um an den Stoff zu kommen, entführt Novaks Handlanger, der Casino-Chef Stanley Rubino (Dermot Mulroney), den 16-jährigen Sohn von Vincent, der daraufhin verständlicherweise eilends bemüht ist, seine Beute dem eigentlichen Adressaten auszuliefern. Dabei kommt ihm allerdings seine Kollegin Jennifer Bryant (Michelle Monaghan) aus der Abteilung "Interne Ermittlungen" in die Quere, die ihren Auftrag, gegen die kriminellen Akteure in den eigenen Reihen vorzugehen, mit inbrünstiger Verbissenheit verfolgt und – ungeachtet aller Kollateralschäden – Vincents Kokain-Versteck leer räumt.

Abgesehen von einigen Helikopter-Kamerafahrten über Las Vegas spielt das Ganze überwiegend in Rubinos Casino-Imperium. Dort kommt es bis zum finalen Showdown in der Tiefgarage zu einer atemlosen Abfolge von Schlägereien und Verfolgungsjagden, die locker drei Viertel der Filmdauer einnehmen und teilweise unfreiwillig komisch wirken.

Eher routiniert als mitreißend inszeniert, kann man dem schnörkellosen 80er-Jahre-Look dieses Action-Thrillers einiges abgewinnen. Auch Jamie Foxx schlägt sich in der Rolle des harten, aber ehrbaren Cops und reumütigen Ehemanns wacker, neben ihm gibt Scoot McNairy als Oberbösewicht die überzeugendste Vorstellung. Doch lahmt der Film nicht zuletzt am Drehbuch (Andrea Berloff): Die Geschichte dreht sich im Kreis, Logik und Glaubwürdigkeit bleiben mehrfach auf der Strecke.

Für "Who am I" schrieb Baran bo Odar gemeinsam mit Jantje Friese selbst das Drehbuch und bewies, dass er sich sehr wohl auf einen rasanten, wendungsreichen Thriller versteht. Diesmal wirkt alles ziemlich lustlos. Hollywood ist vielleicht doch nicht immer die erste Adresse. (USA/95 Minuten)

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