"So was von da": Reichlich chaotische Silvesternacht

16.8.2018, 08:00 Uhr

© DCM

Seit "Love Steaks" wird der in München geborene Wahl-Berliner Jakob Lass als neues Wunderkind des deutschen Kinos gehandelt. 2013 gelang ihm mit diesem unaufwendigen und ohne alle Fördergelder inszenierten Werk der überraschende große Durchbruch. Größtenteils improvisiert gedreht und vorwiegend mit Laiendarstellern besetzt, geriet der exzellente Film gleichermaßen wild, romantisch und höchst amüsant. Und er wirkt überaus lebensnah und mitreißend.

Der nächste Streich, "Tiger Girl", wurde groß mit dem Etikett "Martial-Arthouse-Film" angekündigt. Im Vergleich zum Vorgänger ließ der Streifen aber das vorherige Maß an Frische und Intensität vermissen, selbst wenn er immer noch sehr gelungene Szenen und gute Ideen aufwies.

Nun also die sehr freie Verfilmung des Kultromans "So was von da" von Tino Hanekamp. Leider fällt sie qualitativ noch einmal ab, wenngleich das nicht bedeutet, dass sie auf ganzer Linie misslungen ist.

Die Silvesternacht in einem kurz vor dem Abriss stehenden Hamburger Reeperbahn-Club gestaltet sich reichlich chaotisch: Besitzer Oskar (Niklas Bruhn) hat ausgerechnet beim rabiaten Kiez-Kalle 10 000 Euro Schulden. Der will die Kohle in dieser Nacht unbedingt zurückhaben, notfalls mit Gewalt. Hier gelang Lass ein toller Besetzungscoup: Die Figur wird überzeugend von der tatsächlichen Rotlicht-Größe Kalle Schwensen verkörpert.

Dann tauchen auch noch Oskars Ex-Freundin Mathilda (Tinka Fürst), der durchgeknallte Ex-Rockmusiker "Elvis" Rockmann (gespielt von Bela B. Felsenheimer von "Die Ärzte") und dessen Frau auf (angemessen kratzbürstig: Corinna Harfouch). Letztere ist die erzkonservative Hamburger Innensenatorin . . .

Wie Jakob Lass bei der Premiere auf dem Münchner Filmfest berichtete, wurde "So was von da" um vier reale Disco-Nächte gruppiert, wobei sich die Filmhandlung auf eine Nacht beschränkt. Wieder wurde viel improvisiert, was oftmals noch immer Charme hat. Der Streifen enthält zudem interessante Figuren und ein paar nette visuelle Gimmicks, die auch mal ins Surreale kippen. Doch neben der arg auf hip und trendy getrimmten Inszenierung nervt, dass vieles fahrig und unüberlegt wirkt. Handlungsfäden verlieren sich im Nichts, was weniger charmant unperfekt als vielmehr schludrig anmutet. Auch wenn nach wie vor eine gewisse erfrischende Experimentierfreude spürbar ist: "Love Steaks" war da deutlich stimmiger. (D/100 Min.)

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