"The Rider": Ende einer Rodeo-Karriere

21.6.2018, 09:00 Uhr

© Weltkino

Die Rede ist vom "American Heartland", einer riesigen Bilderbuchprärie, die den meisten Landsleuten nur vom Drüberwegfliegen bekannt ist. Wie in allen unwirtlichen amerikanischen Gegenden gibt es dort Indianerreservate, wo die Independent-Filmemacherin Chloé Zhao schon den Stoff zu ihrem ersten Spielfilm "Songs my brothers taught me" her hatte: Auch die Geschichte von "The Rider" ist wirklich so passiert und wurde vor der Kamera von Betroffenen und Beteiligten gespielt. Klingt unglaublich, wird aber von Zhao und ihren Laiendarstellern so feinnervig durch Traileröden, Rodeorummel und atemberaubende Prärie-Panoramen gesteuert, dass selbst Country-Allergiker gerührt sind.

Es geht um den jungen (Rodeo-) Cowboy Brady (Brady Jandreau), der beim Bronco-Reiten so übel am Kopf verletzt wird, dass er mit Metallplatte im Kopf, Muskelspasmen und wie es aussieht auch mit einer gehörigen Schmerzmittelabhängigkeit am Ende seiner Karriere angekommen ist. Kein seltenes Schicksal in der Gegend, auch wenn alle vom Zähnezusammenbeißen schwafeln. Bradys Freund, ein ehemaliger Bullenreiter, sitzt als schwerbehindertes Bündel in der örtlichen Reha und wird von seinem Kumpel rührend umsorgt.

Brady versucht im Supermarkt seinen Teil zum Haushaltsbudget zu verdienen und bietet sich als Zureiter bei örtlichen Pferdehändlern an. Es kommt, wie es kommen muss: immer wieder kollabiert er, und als sein verletztes Lieblingspferd erschossen werden muss, reift in ihm der Gedanke eines Suizids per Rodeoauftritt.

Regisseurin Khao verkneift sich zwar selbst bei hochdramatischen Zuspitzungen ihrer Story allzu pompöses Beiwerk, doch bei der Rodeokulisse mit panisch im Gatter tobenden Pferden im Vordergrund und ihrem todgeweihten Schädelpatienten am Bildrand kommen einem ketzerische Gedanken. Über Tierquälerei und Männerrituale, bei denen Mitleid fehl am Platz ist. Doch dann winkt Brady zu Schwester Lilly und Papa Tim hinüber und man weiß, alles ist wieder gut, und der Held kann fürderhin auch ohne bockige Gäule leben. So gehört sich das im Western. (USA/104 Min.)

Verwandte Themen


Keine Kommentare