"Trautmann": Vom Kriegsgefangenen zur Keeper-Legende

14.3.2019, 09:00 Uhr

© Square One

Die Geschichte dieses Films beginnt in Nürnberg: 2008 lernten sich bei der Gala der Deutschen Akademie für Fußballkultur der Regisseur Marcus H. Rosenmüller ("Wer früher stirbt ist länger tot") und Preisträger Bert Trautmann kennen. Rosenmüller war fasziniert von der Lebensgeschichte des Torhüters: Trautmann war als Kriegsgefangener nach England gekommen, hatte sich in zäher Hingabe das Vertrauen der Engländer erspielt – und schließlich 500 Spiele als Torwart für Manchester City bestritten. Eines davon mit gebrochenem Genick . "Das musste ich erzählen!", war Rosenmüller klar.

Eine Woche lang sprach er mit Trautmann und verdichtete dessen Erinnerungen in einem Drehbuch. Im Film ist es nun David Kross, der den jungen Soldaten spielt, der sich nach den traumatischen Erfahrungen des Krieges in einem englischen Gefangenenlager wiederfindet. Deutschland hat gerade kapituliert und zwischen den Insassen kochen die Spannungen hoch, da einige der inhaftierten Nazis den Traum von der Herrenrasse nicht aufgegeben haben.

Und auch die Briten lassen die Deutschen deutlich spüren, was sie von ihnen halten: Trautmanns Hauptjob ist das Auskratzen der Latrine. Ablenkung bietet allein das Fußballspiel, und bald fallen Trautmanns Torhüter-Qualitäten dem Trainer des Lokalvereins, Jack Friar (John Henshaw), auf. Auch seiner Tochter Margaret (Freya Mayor) gefällt der junge Mann. Aber einem "Kraut" und Ex-Wehrmachtler kann man nicht trauen – oder doch?

Für Rosenmüller, eigentlich Spezialist für bayerische Stoffe, war "Trautmann" der erste Dreh mit britischen Darstellern: "Ich war sehr aufgeregt", erzählt er bei seinem Besuch im Nürnberger Cinecittà, "weil ich nicht wusste, wie sie auf mich reagieren. Gerade bei Gary Lewis, von dem ich ein großer Fan bin und der den Manager von Manchester City spielt. Aber er umarmte mich gleich und sagte: ,Wir müssen diesen Film machen! Gegen den Brexit! Gegen Trump!‘".

Da war es dann auch Ehrensache, dass in diesem Film alles historisch korrekt ist: Vom lokalen Dialekt (der leider erst in der zweisprachigen DVD-Fassung zu hören sein wird) bis hin zur Rekonstruktion der Fußballspiele: "Wir wussten sogar, ob mit dem Außenrist gespielt wurde", so Rosenmüller. Mit digitalen Tricks und durch Aufnahmen in alten Stadien Europas wurden auch die inzwischen abgerissenen Arenen von Manchester und Wembley wiederbelebt.

Im Gegensatz zum Sönke Wortmanns "Das Wunder von Bern" bläst Rosenmüllers Film aber den Fußball nie zum Symbol für die Lage der Nation auf. Es darf ein Spiel bleiben. Wenn auch ein ernstes: In einer starken Szene lassen Trautmann und sein Rivale ein Elfmeterschießen im Regen darüber entscheiden, wem Margarets Liebe gehören soll.

"Trautmann" erzählt eine sehr persönliche Geschichte der Annäherung und schließlich Freundschaft von Deutschen und Briten. Dabei punktet der unaufgeregte Film auch mit den intimen und scheinbar banalen Momenten: Wenn Trautmann und Margaret einen Vogel fangen oder er sich mit Jack um eine Zigarettenschachtel balgt. "So wollte Trautmann auch in Erinnerung bleiben", sagt Rosenmüller. "Nicht als der Torwart mit dem gebrochenen Genick, sondern als einer, der sich für die Völkerverständigung eingesetzt hat." (D/GB/ 120 Min.)

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