"Valerian": Science-Fiction-Hokuspokus der Superlative

20.7.2017, 08:00 Uhr

© Verleih/Universum

Als Agenten der menschlichen Förderation jagen Valérian (Dane DeHaan) und Laureline (Cara Delevingne) quer durch das bekannte Universum. Eines Tages ereilt sie ein Spezialauftrag: Auf dem Schwarzmarkt ist ein wertvoller Transmulator aufgetaucht, den das Duo sichern und zur gigantischen Weltraumstation Alpha bringen soll. Besagter Transmulator entpuppt sich als ein possierliches Tierchen, das das letzte Überbleibsel einer vor vielen Jahren untergegangenen Kultur ist. Zeitgleich macht sich tief im Inneren der Weltraumstadt eine radioaktive Zone breit – und wächst wie ein Tumor. Von den ins Krisengebiet ausgesendeten Soldaten ist keiner zurückgekehrt. Je mehr sich unsere beiden Agenten mit diesem Problem befassen, umso größer werden die Ungereimtheiten. . .

Der französische Action-Spezialist und Kinovisionär Luc Besson (siehe Interview unten) ist seit vielen Jahren Fan der in seiner sprechblasenaffinen Heimat erfolgreichen Comicserie "Valérian et Laureline" und träumte schon lange von einer Verfilmung. Die liegt nun vor – und ist eine recht freie Bearbeitung der Vorlage geworden, die Ende der 60er Jahre startete und gerüchteweise als Einfluss unter anderem für "Star Wars" diente.

Anleihen von den großen ikonischen Vorbildern des Science-Fiction-Blockbusterkinos sind dabei unübersehbar, und man darf sich aussuchen, ob das popkulturelle Zitate, eine Verneigung vor den Originalen oder aber nur Ideenarmut ist. Besson ist ja bekannt dafür, dass er sich als Drehbuchautor gerne mal ein wenig bei geschätzten Vorbildern bedient (was, wie uns Brecht gelehrt hat, ja nichts Verwerfliches ist, man sollte sich nur nicht dabei erwischen lassen).

Dauerturtelnde Helden

So dürfen sich Star-Wars-Fans über eklige Schmuggler, schleimige Warlords in einem Palast voller Sklaven und eine halsbrecherische Flucht durch den Müllschlucker freuen. Auch dauerturteln Valérian und Laureline wie einst der junge Han Solo und die junge Prinzessin Leia. Von "Star Trek" hat man sich etwa die Idee der Föderation ausgeliehen, von James Camerons "Avatar – Aufbruch nach Pandora" den computergenerierten Look.

Dass der Film für seine Geschichte im Zweifelsfall die schnelle und einfache Lösung bevorzugt, mag man einem Blockbuster nicht wirklich ankreiden. Gewöhnungsbedürftig bleibt hingegen die deutsche Synchronisation, in der die jugendlichen Helden tatsächlich Sätze sagen wie "Das ist doch klar wie Kloßbrühe". Shakespeare wird zitiert, Pop-Superstar Rihanna darf einen denkwürdigen Auftritt als exotische Tänzerin hinlegen. Nette Gastauftritte haben fürderhin Ethan Hawke, Clive Owen, Rutger Hauer und der amerikanische Jazzer Herbie Hancock.

Überhaupt punktet "Valerian" über zwei Stunden mit einer enormen Bildgewalt und viel Science-Fiction-Action-Hokuspokus, liebevoll gerade auch im Detail. Abseits dieser beeindruckenden Schauwerte bleibt eine nette Geschichte, die zwar mit gehörigem Anlauf, dann aber schön gradlinig, leider aber ohne überraschende Wendungen sauber durcherzählt wird. Die obligatorische Liebesschnulze gibt es gratis dazu, und sie nervt, wie Liebesschnulzen in Actionfilmen meistens nerven. Cara Delevingne als Laureline ist klug, taff und tollkühn, am Ende aber doch wieder nur das zentrale Love-Interest, das vom Helden erobert werden will. Trotzdem: Kann man gut gucken. (F/138 Min.)

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