"Zentralflughafen THF": Ein Ort der Kontraste

12.7.2018, 08:00 Uhr

© Piffl Medien/dpa

"Die Mutter aller Flughäfen", nannte Stararchitekt Norman Forster den in den 30er Jahren entstandenen Airport Tempelhof, der 2008 stillgelegt und zu einem Park umgewandelt wurde. Immer wieder taucht sein imposantes Halbrund als Kulisse in Hollywood-Filmen auf, etwa im letzten Teil der "Tribute von Panem"-Reihe. Seit 2015 dient es auch als Unterkunft für Flüchtlinge, es ist die größte in Deutschland. Der in Berlin lebende brasilianisch-algerische Regisseur Karim Aïnouz war fasziniert von diesem Ort: "Hier spiegeln sich die vielschichtigen Widersprüche Deutschlands und Wandlungen Berlins wider."

Ein Jahr lang begleitete er die Menschen, die den Tempelhof bevölkern: Den Imker, der auf dem ehemaligen Rollfeld seine Bienen pflegt, ebenso wie den Nachtwachdienst, der abends die freilaufenden Füchse zählt. Und natürlich die Geflüchteten. Die leben in Wohnkabinen ohne Dächer mitten in den großen Ladehallen. Ihre Welt ist geprägt von Monotonie, Bürokratie und Arztbesuchen – während nur ein paar Meter weiter die Berliner ihre Auszeit aus dem Alltag genießen.

Der Film schafft es, die Kontraste von Tempelhof gut einzufangen, was vor allem der exzellenten Kamera-Arbeit von Juan C. Sarmiento Grisales zu verdanken ist: Seine Bilder sind Breitwandgemälde, welche das Innere des Lagers oft wie eine Kunstausstellung wirken lassen – um dann den Betrachter wieder mit der tristen Realität der Geflüchteten zu konfrontieren.

Eine Schwäche des Films ist dagegen, dass er nicht wirklich eine Hauptperson hat, die dem Zuschauer ans Herz wächst. Erst beim Schnitt wurde entschieden, dass der 18-jährige Ibrahim Al Hussein zum Mittelpunkt des Films wird, doch dessen Erzählungen aus Syrien (zu Bildern des leeren Rollfelds) öffnen den Fokus nur noch weiter. Hier wäre weniger mehr gewesen.

Dennoch ein spannender Versuch, ein Gelände in seiner Ganzheit zu erfassen. (D/F/BR/101 Min.)

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