Etwas flau - trotz Star-Besetzung

So rettet Heiner Lauterbach die neue Kinokomödie "Enkel für Fortgeschrittene"

9.9.2023, 14:58 Uhr
Haben als Großeltern zum Leihen schon einige Erfahrung: Maren Kroymann, Barbara Sukowa und Heiner Lauterbach bereiten sich auf neue Abenteuer vor.

© Frank Dicks/Studiocanal/dpa Haben als Großeltern zum Leihen schon einige Erfahrung: Maren Kroymann, Barbara Sukowa und Heiner Lauterbach bereiten sich auf neue Abenteuer vor.

Sie sind wieder da: Karin, Gerhard und Philippa, das zwar äußerst rüstige, indes vom Leben leicht gelangweilte Trio, das wir 2020 in "Enkel für Anfänger" kennengelernt haben – eine so schwungvolle wie lebensbejahende Mainstream-Komödie rund um Generationengegensätze, in deren Verlauf sich die drei als Leihgroßeltern bewähren mussten.

Am Ende verabschiedet sich Karin für ein Jahr ans andere Ende der Welt. Nun gibt es eine Fortsetzung, wieder inszeniert von Wolfgang Groos. Es spielen erneut: Maren Kroymann ("How to Sell Drugs Online (fast)"), Heiner Lauterbach ("Es ist zu deinem Besten") und Barbara Sukowa ("Hannah Arendt").

Im Flieger ist Karin (Kroymann) noch bester Laune: Das Jahr in Neuseeland hat ihr offensichtlich gutgetan. Voller Elan berichtet sie ihrem Sitznachbarn davon (der verlangt dann schnell nach Kopfhörern).

Zuhause verfliegt die gute Laune recht schnell. Ihr Ehemann (wieder Günther Maria Halmer) hat sich während ihrer Abwesenheit ein wenig umorientiert: Nicht nur, dass er sich eine freundliche Nachbarin für die Haushaltspflege ins Heim geholt hat, es deutet auch einiges drauf hin, dass da Gefühle mit im Spiel sind.

Doch Karin wäre nicht die resolute 66-Jährige, die wir schon im Vorgängerfilm schätzen gelernt haben, wenn sie sich nicht zu wehren wüsste: Bald sind die Türschlösser ausgetauscht, nun kommt nicht mal mehr ihr Mann ins Haus. Sie selbst quartiert sich bei Freund Gerhard (Lauterbach) ein, dem schwulen Ex-Arzt, der immer noch seinem verstorbenen Partner hinterhertrauert.

Dass das Trio mit den jüngeren Jahrgängen gut kann, hat es in "Enkel für Anfänger" unter Beweis gestellt. Diesmal nimmt es sich eines Kinderladens an, der zu verwaisen droht: Zunächst geht alles gut. Doch eine Verunreinigung des Essens ruft nicht nur das Gesundheitsamt auf den Plan, sondern führt zur Schließung der Einrichtung. Probleme aber, das wissen wir ja, werden von Gerhard, Karin und Philippa aus dem Weg geräumt. Wenn auch erst nach mancher Anlaufschwierigkeit.

Im alltäglichen Dialog-Miteinander von Jugendlichen und betagten Betreuern kommt es zu herrlichen Sprach-Verwirrungen irgendwo zwischen Rentner-Deutsch und vermeintlich modernem Denglisch.

Respektvolle Regie

Auch diesmal ist es gerade der zunächst sparsam mit seinen mimischen Mitteln umgehende Heiner Lauterbach, der letztlich am meisten berührt: Als homosexueller Gerhard gibt er sich zwar als kultivierter Bildungsbürger, mit zur AfD neigenden Freunden will er nix mehr zu tun haben. Und doch steckt er voller Ressentiments, was man etwa an seinem Umgang mit einem türkischstämmigen Zeitungszusteller spürt.

In der Komödie "Enkel für Fortgeschrittene" dreht es sich vor allem rund um Generationengegensätze.

In der Komödie "Enkel für Fortgeschrittene" dreht es sich vor allem rund um Generationengegensätze. © Frank Dicks/Studiocanal/dpa

Lauterbach ist im April 70 geworden. Nicht immer wurde die öffentliche Wahrnehmung seiner Schauspielkunst gerecht. Teils waren die Filme, in denen er spielte, auch ein wenig klamaukig ("Kalte Füße"). Hier aber zeigt der gebürtige Kölner, wie viel etwa ein angedeutetes, zartes Lächeln bewirken kann, wenn es gut getimt und glaubwürdig ist.

Die allmähliche Annäherung zwischen seiner Figur und dem von Ercan Durmaz ("4 Blocks") verkörperten Zeitungsboten berührt, was indes auch an der respektvollen, ja in diesem Fall geradezu zurückhaltenden Regie liegt.

Dass die "Enkel"-Fortsetzung etwas Zeit braucht, um in die Gänge zu kommen, dass der Schwung des Erstlings, dem ohne Zweifel stets sehr engagierten Spiel von Sukowa und Kroymann zum Trotz, teils fehlt, kann auch Lauterbach nicht verhindern. Seiner Figur aber, die einen immer wieder überrascht, ist es zu verdanken, dass dieser zweite Teil nicht doch irgendwann der Mittelmäßigkeit anheimfällt. (110 Min.)

In diesen Kinos läuft der Film.

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