Neues Album „Isa“:

Zaz singt mit Rammsteins Till Lindemann - und kommt nach Nürnberg.

20.10.2021, 16:37 Uhr
Zaz singt mit Rammsteins Till Lindemann - und kommt nach Nürnberg.

© Matthias Balk/dpa

Sie gelten als rastlose Weltenbummlerin und Abenteuerin. Wie sind die vergangenen Jahre gelaufen?
Zaz: Seit drei Jahren bin ich kaum noch unterwegs gewesen. Ich lebe in einem Häuschen etwas außerhalb von Paris mit einem schönen Garten. Dort habe ich viel Zeit verbracht, und zwar auch schon in dem Jahr vor Corona. Ich war wie eine Bärin in ihrer Höhle und habe sehr intensiv nach innen geblickt. Ich habe mich und mein Leben unter die Lupe genommen. Dementsprechend introspektiv ist die Platte geworden. Und deshalb konnte sie nur „Isa“ heißen.

Warum war die Auszeit so wichtig?
Zaz: Ich hatte mich in all den aufregenden Jahren seit „Je Veux“ viel zu wenig um mich selbst gekümmert. Ich bin einfach müde geworden von den Wirbelstürmen in meiner Karriere und in meinem Leben. Ich brauchte eine Pause von Zaz, und ich musste einige Veränderungen in meinem Leben vornehmen. Für eine Weile dachte ich sogar, ich müsse Zaz killen. Ich hatte eine sehr starke Abneigung gegenüber Zaz entwickelt und wollte, dass sie stirbt. Ich habe sie dann doch am Leben gelassen (lacht).

Zaz singt mit Rammsteins Till Lindemann - und kommt nach Nürnberg.

© Sigi Tischler/dpa

Womit haben Sie sich konkret beschäftigt?
Zaz: Ich bin 40 geworden und fand mich in einer Welt wieder, in der ich eine Haltung entwickeln wollte gegenüber #MeToo, Black Lives Matters, feministischen Fragen. Ich hatte auch endlich die Chance, mich um mein Privatleben zu kümmern. Menschen sind aus meinem Leben rausgefallen, anderer sind neu dazugekommen. Es gab einfach so viele neue Erkenntnisse.

War es für Sie ganz persönlich ein positiver Sprung, 40 zu werden?
Zaz: Ich würde sagen, dass ich in einer neuen Jahreszeit meines Lebens angekommen bin. Früher wollte ich die Welt retten. Heute bin ich nicht mehr ganz so größenwahnsinnig und möchte dazu beitragen, dass die Welt ein respektvoller, fairer und ausgeglichener Ort ist. Ich werde mich weiterhin engagieren, aber ich bin nicht mehr so kämpferisch und radikal wie früher.

Sie sagen, Sie möchten die Welt nicht retten, doch Stücke wie „Imagine“ oder „De couleurs vives“ handeln von Utopien und Visionen für eine bessere, gerechtere Welt.
Zaz: Das stimmt. Ich kann nicht anders. Entweder bist du negativ und denkst, du kannst sowieso nichts ändern. Oder du entscheidest dich für die positive Alternative, die viel Mut, Energie und Willen erfordert.

Zaz singt mit Rammsteins Till Lindemann - und kommt nach Nürnberg.

© Viktor Kruchinin / imago

Wie war Ihr Tagesablauf als Bärin in der Höhle?
Zaz: Ich habe Gesangsunterricht genommen, Theater- und Tanzunterricht eine Schreibwerkstatt besucht. Und ich habe ein Experiment begonnen.

Welches?
Zaz: Gleich ganz am Anfang hatte ich Corona, und sobald ich mir eine Zigarette anzündete, dachte ich, ich muss krepieren. Ich bekam keine Luft mehr und konnte nicht mehr rauchen. Als es mir nach einigen Tagen wieder besser ging, entschied ich: Das bleibt jetzt so. Ich bin ein Mensch, der den Exzess und die Extreme liebt, und vor Corona habe ich meine zwei bis drei Päckchen Kippen am Tag geraucht. Ich hatte mich so ein bisschen gehenlassen. Und so entschied ich mich, drei Tage lang komplett zu fasten. Kein Essen, kein Alkohol, kein Kaffee. Nach drei Tagen habe ich mit dem Fasten einfach weitergemacht und nach zehn Tagen beschlossen, wieder zu essen. Aber keine Tierprodukte mehr.

Wie sieht es aktuell aus mit Ihrer Ernährung?
Zaz: Immer noch keine Zigaretten, kein Alkohol, so gut wie keine Tierprodukte, vor allem kein Käse. Dabei habe ich immer viel und gerne Fleisch gegessen. Ich fühle mich definitiv jetzt besser und gesünder.

Was bedeutet diese Lebensumstellung nun konkret für das Album „Isa“?
Zaz: Die neuen Lieder sind weicher und auch leiser. Sie haben mehr Nuancen. Auf dem neuen Album gibt es mehr Wohlwollen und mehr Zärtlichkeit, weniger Kampf und Rebellion. Die Wut, die ich lange in mir trug, war wichtig für meine Entwicklung und meine Kunst. Aber ich glaube, ich brauche dieses Werkzeug, das mich oft gerettet hat, jetzt nicht mehr. Ich bin an einem anderen Punkt. Ich habe gelernt, mich selbst zu lieben, mich anzunehmen und wertzuschätzen. Und ich muss nicht mehr ständig mit dem Kopf durch die Wand.

„Le chant des grives“ ist ein Duett mit Rammstein-Sänger Till Lindemann. Wie kam es denn dazu?
Zaz: Wir sind Freunde, Till und ich. Mein ehemaliger Pianist hat uns vor Jahren bekanntgemacht. Als Ich Till vor einem Konzert in Paris in seiner Garderobe besuchte und zum ersten Mal traf, tanzte er in seinem Gladiatoren-Outfit zu ‚Je Veux‘. Seitdem sind wir uns einige Male begegnet. Ich liebe seine Art. Auf mich wirkt Till wie ein großes Kind.

INTERVIEW: STEFFEN RÜTH

Das Album „Isa“ erscheint am 22. Oktober. Am 20. Januar 2022 gastiert Zaz in der Nürnberger Meistersingerhalle. Tickets im NN-Ticketcorner, bei den Vorverkaufsstellen dieser Zeitung und unter der Telefonnummer 0911/216 2777.

Zaz singt mit Rammsteins Till Lindemann - und kommt nach Nürnberg.

© imago images / CTK Photo

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