Getanzt werden darf erst zum Schluss

21.4.2016, 20:01 Uhr

Wann hört man von Brahms schon eines seiner Streichquintette? Selten. Im Konzert nicht, weil hier fünf herausragende Musiker auf einmal gefordert sind. Daheim nicht, weil die Heftigkeit, der massiv hochgeschraubte Ton, auch moderne Anlagen leicht überfordert – und, wenn wir ehrlich sind, den Brahmsfan dazu.

Schon deshalb war es ein großer Gewinn, Shooting-Star Nils Mönkemeyer und das Signum Quartett mit dem höllisch schweren Opus 111 beim Privatmusikverein zu erleben. In der Kleinen Meistersingerhalle stürzten sich die jungen Musiker nicht nur „con brio“, wie vorgeschrieben, ins eröffnende Allegro; sie ließen sich auch immer wieder die nötige Zeit, um die gemäßigten, gesanglichen Stellen in aller Schönheit und Ruhe zu durchmessen. Klang da nicht manchmal sogar ein bisschen Wagner an?

Mit dem Csardas im Finale, furios gespielt, schloss sich dann auch der Bogen zu den zwei vorher dargebotenen „Ungarischen Tänzen“ (Nr. 4 und 16). Mönkemeyer hat sie selbst arrangiert – und kostet nicht nur an der Viola, sondern im Team gerade die Spannungsverzögerungen aus, das raffinierte Hinhalten vor der Eruption, vor dem Ausbruch des Tänzerischen.

Das Konzept ging auf: Brahms zur Belebung, nachdem im ersten Teil des Abends eher die stillen, melancholischen Seiten gepflegt wurden. Zuerst mit Haydns Streichquartett op 20 Nr. 5 in f-Moll, das sich mit wahrlich zarten, manchmal fast ätherischen Zügen zum Ende hin steigern durfte. Dann John Dowland und eines seiner – trotz Schwermut schwebenden – „Tränen“-Stücke. Schließlich, und am spannendsten, der Südafrikaner Peter Louis van Dijk (der auch der Vater des Violaspielers ist): Toll, wie sein modernes Quartett alle klanglichen Mittel nutzt – bis hin zum fahlsten Geisterton.

Die aktuelle CD: Nils Mönkemeyer: Mozart with friends. Sony.

Keine Kommentare