Gibitzenhof tanzt Wagners „Ring“

15.1.2014, 07:59 Uhr
Gibitzenhof tanzt Wagners „Ring“

© Roland Fengler

Seit Oktober proben 20 Frauen – und manchmal auch ein Mann – im Alter zwischen 31 und 77 Jahren im Haus für Kinder im Gemeindezentrum St.Ludwig für das Projekt „Ring.Tanz“. Die Intention, junge und erwachsene Südstädter durch ein experimentelles Tanzprojekt zusammenzubringen und das Ergebnis im Opernhaus aufzuführen, kam vom Staatstheater.

„Das Staatstheater gehört geografisch zur Südstadt. So entstand im Wagner-Jahr 2013 die Idee, eine tänzerische Kooperation mit einer Südstadt-Schule und unseren Kirchengemeinden zur Musik einer Wagner-Oper ins Leben zu rufen“, erklärt Ulrike Römisch, der die Projektleitung in der Kirchengemeinde obliegt und die auch für das Tanzprojekt mitverantwortlich ist.

Persönlich findet sie das Vorhaben sehr spannend und sieht es positiv, dass sich Jugendliche und Erwachsene mit klassischer Musik auseinandersetzen, sich dazu bewegen und dadurch Selbstbewusstsein entwickeln. Ziel sei zudem vor allem, dass die Generationen zueinanderfinden und gegenseitiges Verständnis füreinander entwickeln. Die musikalische Wahl fiel auf den „Ring des Nibelungen“ und somit nicht unbedingt auf leicht verdauliche Opernkost, die in der Wagner’schen Bühnenversion mehrere Stunden dauert. „Im Ring.Tanz werden quasi die Hits aus der Oper auf die Dauer einer Stunde komprimiert“, scherzt Römisch. Den Teilnehmenden wird kein fertiges Stück vorgesetzt – sie können sich nach ihren Fähigkeiten einbringen und Bühnenbilder, Kostüme und Masken gemeinsam gestalten.

Die choreographische Leitung hat Rainer Kotzian, Musikprofessor an der Hochschule für Musik in Nürnberg, übernommen. Unterstützt wird er von Daniela Drechsler, die Theaterpädagogik studiert und derzeit am Staatstheater ihr Praxissemester absolviert. „Das Projekt macht riesigen Spaß, weil es keine einstudierten Abläufe gibt, sondern sich viele Bewegungen einfach entwickeln“, begeistert sich die Tänzerin für Ballett und zeitgenössischen Tanz.

Um Emotionen in Bewegungen umzusetzen, sei Improvisationstanz nahezu ideal. Der Ablauf sei für alle Altersgruppen gut zu bewerkstelligen und die Bewegungen seien technisch nicht zu anspruchsvoll. „Alle Teilnehmer fühlen sich gut mitgenommen. Wir erheben keinen Anspruch auf Professionalität, aber genießen es, von Profis betreut zu werden“, betont Römisch, aus deren Tanzkreis einige Frauen beim „Ring.Tanz“ mitmischen.

Wie Sabine (40), für die sowohl die Wagner-Musik als auch der Auftritt auf der Bühne des Opernhauses einen besonderen Reiz darstellen. „Schon die professionelle Anleitung ist ein Gewinn für mich“, sagt sie. Die 77-jährige Anna ist die älteste Teilnehmerin und freut sich, „dass die jungen Frauen mich Oma so nett aufgenommen haben“. Seit ihrer Jugend treibe sie Sport, es komme ihr auf Bewegung und Musik an. Hingegen ist Janett mit ihren 31 Jahren das Nesthäkchen: „Ich tanze noch nicht lang, aber es macht Spaß, hier mitzumachen.“

Birgit (50), die mit klassischer Musik nicht viel am Hut hatte, ist ebenfalls Mitglied des Tanzkreises von Römisch: „Ulrike hat mich motiviert, deshalb bin ich von Anfang an dabei.“ Hingegen ist die 47-jährige Sabine erst zum zweiten Mal bei der Probe und findet das generationenübergreifende Projekt genial: „Jeder kann einfach mitmachen, das kommt meiner offenen und spontanen Art entgegen“, sagt sie lachend. Auch Bea (49) findet den Generationsgedanken toll: „Die Schüler der Herschel-Schule proben noch separat, aber ich freue mich darauf, wenn sie mit uns zusammenarbeiten.“ Am 16.Juli wird es dann so weit sein und alle Beteiligten werden den „Ring.Tanz“ auf der Bühne des Nürnberger Opernhauses aufführen. Am Donnerstag, 16.Januar, werden Guido Johannes Rumstadt, Kapellmeister am Staatstheater und Professor an der Hochschule für Musik, sowie Marina Pilhofer, Musiktheaterpädagogin am Staatstheater, das Projekt um 19.30 Uhr im Gemeindezentrum von St.Ludwig, Straßburger Straße 10, öffentlich vorstellen.

Kontakt: Gemeinde St.Ludwig, Straßburger Straße 10, Tel. (0911) 424870, info@stl-nbg.de

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