Großhabersdorf erhält zwei Hadewarts

25.9.2015, 09:42 Uhr
Großhabersdorf erhält zwei Hadewarts

© Foto: Sabine Rempe

Sie haben sich niedergelassen, als hätten sie schon immer auf diesen Steinblöcken an diesem kleinen Platz gesessen. Die forsche Frau mit dem Kopftuch und der Mann, der seine Kappe tief in die Stirn gezogen hat und sich für einen Moment auszuruhen scheint. Kraftvolle, kantige Figuren hat der Bildhauer Rudolf Henninger geschaffen, die nun daran erinnern, wie alles begann.

„Die Hadewarts“ nennt er sein Werk, eine Auftragsarbeit der Gemeinde. Es ist nicht weniger als eine Hommage an die Gründer. Denn es war ein Mann dieses Namens, der vor vielen hundert Jahren beschloss, mit seiner Sippe auf diesem Stück Land zu siedeln und erste Höfe zu gründen.

Erinnerung an Namensgeber

Im 12. Jahrhundert findet sich dann bereits eine urkundliche Erwähnung von „Hardewardesdorf“. Nach und nach verschliff sich die Bezeichnung im Alltag, schließlich wurde daraus Großhabersdorf. In Reinform erinnert an die Namensgeber freilich die Hadewartstraße, deren Neugestaltung im Rahmen einer großen Sanierung gerade gefeiert wurde.

Henninger beschäftigte sich mit der Dorfchronik, bevor er an den Entwurf des Ensembles ging, das nun „eine Art von Denkmal für den Ort“ sein wird. Der Künstler, der in Zirndorf lebt, aber sowohl in Kanada als auch in Großhabersdorf in einer alten Scheune bei der Pfarrkirche St. Walburga Ateliers hat („Darüber bin ich sehr froh“), entschied sich für ein Material, mit dem er gerne gestaltet: „Die Figuren sind aus Corten-Stahl.“

Ein hochwertiger Werkstoff, der besonders wetterfeste Eigenschaften aufweist, weil er eine Art von Edel-Rost-Schicht bildet, die zum Schutz vor weiterer Korrosion wird. Rudolf Henninger, der seine Laufbahn als Architekt begann, entwickelt nicht etwa 1:1-Modelle seiner Entwürfe aus Gips oder Styropor. Seine Herangehensweise ist eine andere: „Ich mache die Vorausplanung und dann die Ausarbeitung am Computer, darauf folgt die Durchführung im Atelier.“ Ein ganz persönlicher Weg, der für ihn „Kunst, Handwerk und Ingenieurswissen“ vereint.

Jede der beiden Figuren ist rund 90 Kilo schwer und besteht aus 150 Einzelteilen, die diversen Stahlfacetten hat er zusammengeschweißt. Nur auf diese Weise bekommen die Skulpturen ihre Form, denn keines der Bleche ist in sich gebogen. „Das muss natürlich alles präzise zusammenpassen.“ Fast wie die Beschäftigung mit einem sehr großen Puzzle mutet der Schweißvorgang an. Doch bevor es soweit ist, müssen die vielen Figuren-Teile aus einer großen Stahlplatte, die 2,50 Meter auf 1,25 Meter misst, geschnitten werden. Ein Vorgang, den eine Firma exakt per Laser erledigte. Damit das wertvolle Material nicht verschwendet wird, hatte Henninger am PC ein Schnittmuster erstellt, das wirklich jeden Millimeter des Werkstoffs nutzt.

„Diese spezielle Art, Hohlkörper darzustellen, ist mein ganz persönliches Arbeitsprinzip“, macht der Künstler klar. „Ich liebe klare Kanten.“ Seine Arbeiten wurden bereits bei zahlreichen Ausstellungen in den USA, in Kanada und natürlich in Deutschland gezeigt. In Großhabersdorf wurde eine erste Henninger Auftragsarbeit für die Gemeinde zentral auf dem neuen Friedhof aufgestellt. Vor einem Jahr nahm er das Angebot an, mehrere seiner Plastiken als Leihgaben auf einem neuen Skulpturenweg entlang des kürzlich asphaltierten Biberttal-Radwegs zu präsentieren.

Kurze Eingewöhnungszeit

Seinen „Hadewarts“, die nun auf dem neugestalteten Platz am ehemaligen Scheumann-Areal in direkter Nachbarschaft mit dem „Roten Roß“, Platz genommen haben, prophezeit Henninger eine kurze Eingewöhnungszeit. „Vielleicht werden die etwas klotzige Darstellung und die Kanten auf manchen zunächst etwas fremd wirken. Aber ich denke, dass man hier schnell damit vertraut wird.“

Was im Grunde keine Frage ist. Schließlich haben die Hadewarts in Großhabersdorf schon immer ihren Stammsitz gehabt.

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