Gunzenhausen: Von der Kutsche zum Automobil

28.6.2016, 06:42 Uhr
Gunzenhausen: Von der Kutsche zum Automobil

© Tina Ellinger

„Wir können auf unseren Werdegang stolz sein“, betonte denn auch Chefin Christina Ulrich-Brandstetter in der Begrüßung der Gäste. Zahlreich hatten sich Mitarbeiter, Verwandte, Freunde, Geschäftspartner und Vertreter von Politik, Wirtschaft und Kirche in der Werkhalle eingefunden, die eigens zum Jubiläum in eine Festhalle umfunktioniert worden war. Hier nahm Christina Ulrich-Brandstetter die Zuhörer mit auf eine gedankliche Zeitreise ins Jahr 1866, als ihr Ururgroßvater beim Magistrat der Stadt Gunzenhausen einen Erlaubnisschein für eine Wagnerei beantragte.

Das war der Startschuss für den bis heute bestehenden Betrieb, der zunächst an der Promenade angesiedelt war, später dann aber aus Platzgründen in die Oettinger Straße, dem jetzigen Standort, umzog. Die Tradition des Wagnerhandwerks wurde stets vom Vater an den Sohn weitergegeben, technische Errungenschaften wie die Elektrifizierung hielten nach und nach Einzug.

Der erste Auftrag im Karosseriebau kam von der US-Army, erinnerte Christina Ulrich-Brandstetter an den kalten Winter 1945/46 nach dem Zweiten Weltkrieg. Die offenen Jeeps der Amerikaner waren für diese Temperaturen denkbar ungeeignet, und so fertigte Meister Ulrich Überdachungen in Holzkonstruktion an. Mit zunehmendem Straßenverkehr gewann auch die Unfallinstandsetzung immer mehr an Bedeutung, und so wurde 1964 der erste Autolackierer eingestellt.

Der Betrieb an der Oettinger Straße wuchs stetig, diverse bauliche Erweiterungen und Umbauten wurden nötig. Und schließlich nahm mit der fünften Generation erstmals eine Frau auf dem Chefsessel Platz: Zusammen mit dem „richtigen Mann an ihrer Seite“, Stefan Brandstetter, stieg Christina Ulrich-Brandstetter 1993 in die Geschäftsführung mit ein. Gemeinsam managen sie Büro und Werkstatt und sorgen auch für die sechste Generation: Mit Sohn Konrad steht diese schon in den Startlöchern.

Gunzenhausen: Von der Kutsche zum Automobil

© Tina Ellinger

Seine Ausbildung zum Kfz-Mechatroniker hat der 21-Jährige bereits abgeschlossen, derzeit folgt eine zweite zum Karosserie-Instandhaltungsmechaniker. Sein Blick in die Zukunft verrät, dass es viele Herausforderungen geben wird, sei es die Digitalisierung der Fahrzeuge oder die Fertigung in Leichtbau. Doch wie auch seine Mutter ist er davon überzeugt, dass die Firma Ulrich auch diese Anforderungen mit der gewohnten handwerklichen Sorgfalt meistern wird.

Der festliche Jubiläumsabend, umrahmt vom Posaunenchor Gunzenhausen, war für Christina Ulrich-Brandstetter eine gute Gelegenheit, Danke zu sagen: ihrem Vater für jegliche erwiesene Unterstützung, den Mitarbeitern, die täglich ihr Können und ihre Loyalität unter Beweis stellen, den Ausbildungsbetrieben, die das nötige Fachwissen vermitteln, und allen, die ihr bei den Festvorbereitungen zur Seite standen.

Gunzenhausen: Von der Kutsche zum Automobil

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Zu den festen Partnern der Firma Ulrich gehört die HUK-Coburg. Seit 16 Jahren herrscht beiderseits eine vertrauensvolle Zusammenarbeit, machte Schadensaußenstellenleitering Barbara Schofer deutlich. Die Kundenzufriedenheit und die Qualität der Reparaturen in den Partnerwerkstätten würden regelmäßig überprüft und „bringen in Gunzenhausen stets erfreuliche Ergebnisse“. Schließlich seien zufriedene Kunden das wichtigste: „Sie kommen wieder und bringen andere mit.“ Vor den kommenden Aufgaben sei ihr nicht bange. „Wir werden sie gemeinsam angehen, die Voraussetzungen dafür sind wunderbar!“

150 Jahre bedeuten aber nicht immer nur eitel Sonnenschein, wie Dekan Klaus Mendel in seiner Ansprache erklärte. Hinter der Firma stecken schließlich Menschen mit ihrer Lebensgeschichte, „es gibt Höhen und Tiefen, da wird gelobt, geweint, mal ist man oben, mal unten“.

Unbestritten oben angesiedelt war die gute Stimmung des Jubiläumsfests, zu dessen gemütlichem Teil Stefan Brandstetter mit Dankesworten an die Redner und der Einladung ans Büfett überleitete. Und gefeiert wurde noch zwei weitere Tage: Der Betrieb hatte seine Türen weit geöffnet und gab einen Einblick in sein Leistungsspektrum. Eine umfangreiche Oldtimerausstellung zeigte den Weg von der Kutsche zum Automobil auf, Fotos und Zeitungsausschnitte ließen die Geschichte der Firma Ulrich lebendig werden. Zusätzlich lockten das Humbaur-Messemobil sowie ein buntes Kinderprogramm die Besucher in Scharen in die Oettinger Straße.

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