Historische Promis aus Cadolzburg

6.10.2015, 13:00 Uhr
Historische Promis aus Cadolzburg

© Foto: Iannicelli

Puchta? Klingt das fränkisch? Nein, die Ahnen stammen aus Böhmen. Und was bleibt von ihnen? Zwei hübsche Pastellporträts vom Anfang des 19. Jahrhunderts. Genauer gesagt, ein Ehe-Porträt. Es zeigt rechts Wolfgang Heinrich Puchta und links seine Gemahlin Johanna Philippine. Er in hochgeschlossener Jacke mit napoleonischer Stirn und energischem Blick. Sie, eine eher herbe Schönheit mit ausgeprägter Nase, hüllt sich in den antikisierenden Empirestil.

„Wenn ich solche Gemälde datieren will, dann muss ich in den Modestilen der damaligen Zeit topfit sein“, erklärt die Kunsthistorikerin Edith von Weitzel-Mudersbach. „Ich muss alle Spitzen, Stoffe und Frisuren kennen.“ Gott sei Dank ist der Name des Malers auf den Bildern verzeichnet. Es ist Johann Lorenz Kreul (1765 - 1840), ein zu seiner Zeit sehr gefragter fränkischer Porträtist, den Herzoginnen und Prominente beauftragten, ihr Konterfei festzuhalten.Nicht nur der Maler hat sein Signum unter das zartfarbige Werk gesetzt, auch diverse Schädlinge haben winzig kleine Löchlein in den Karton gefressen. Weshalb die Gemälde einer kundigen Restaurierung bedürfen. Doch vorzeigbar sind sie allemal. Und die Karriere ihres Auftraggebers nicht minder.

Wolfgang Heinrich Puchta kam 1769 als Sohn eines Pfarrers in Möhrendorf zur Welt. Nach dem frühen Tod des Vaters kümmerte sich ein Onkel in Ansbach eher widerwillig um den Knaben, doch den Lehrern fiel er überaus positiv auf. Ein Lehrer ermöglichte dem beinah Mittellosen 1789 ein Stipendium für das Jurastudium in Erlangen. Bereits nach fünf Jahren arbeitete Puchta als Anwalt in Ansbach.

Nun kommt die große Historie ins Spiel. Als Markgraf Alexander 1791 abdankte, fielen die Fürstentümer Ansbach und Bayreuth an Preußen. Dessen Minister Karl August von Hardenberg (1750 - 1822) führte quasi als preußischer Vizekönig nun das preußische Recht ein, mitsamt einer Gerichts- und Verwaltungsreform. Dies brachte unter anderem auch die endgültige Trennung zwischen Justiz und Verwaltung mit sich. Eine Herkulesarbeit für Hardenberg und seine Gehilfen.

Somit erhielt 1797 auch Cadolzburg ein Justiz- und Kameralamt, das sich vor allem um Nachlass-Regelungen und Zivilstreitigkeiten kümmerte. Und Puchta trat mit 28 Jahren seine Karriere als jüngster Kriminalrat in Cadolzburg an. Nun konnte er standesgemäß heiraten. Seine Johanna Philippine war selbst Tochter eines Juristen, Standesbewusstsein galt mehr als Schönheit. Die Ehe war mit acht Kindern gesegnet.

Ein paar Jahre später kam Napoleon vorbei und ordnete die Dinge schon wieder neu. Nun musste Puchta nach markgräflichem und preußischem auch das bayerische Recht lernen und anwenden.

Mit der Ernennung zum Königlich-Bayerischen Amtsrichter hatte Wolfgang Puchta seinen Zenit erreicht, nun ließ er sich porträtieren. Gar nicht zufällig wählte er denselben Maler, der kurz zuvor auch Hardenberg porträtiert hatte.

Seine späteren Jahre verbrachte Puchta in Erlangen. Unter seinen acht Kindern ragen vor allem der Jurist Georg Friedrich Puchta heraus, der Standardwerke zum Gewohnheitsrecht verfasste, sowie der dichterisch begabte Pfarrer Christian Rudolf Heinrich Puchta. Bevor er 1845 das Zeitliche segnete, verfasste der Vater höchstselbst noch seine Lebenserinnerungen: „Aus dem Leben und Wirken eines alten Beamten.“

An jedem dritten Sonntag im Monat erfolgt eine gut einstündige Würdigung eines prominenten Cadolzburgers im Historischen Museum Cadolzburg am Pisendelplatz 1.

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