Hochschule Ansbach feiert 20. Geburtstag

1.6.2016, 17:40 Uhr
Hochschule Ansbach feiert 20. Geburtstag

© Eva Ortenburger

NZ: Frau Ambrosius, in ihrem Alter ist die Hochschule Ansbach ein Küken unter den akademischen Einrichtungen. Ist das ein Vor- oder Nachteil?
Ute Ambrosius: Alles hat zwei Seiten. Der Vorteil ist die Jugend: Wir haben viele innovative Studiengänge, junges Personal und moderne Ausstattung. Der Nachteil ist der Start aus dem Nichts. Erst mit den Jahren wuchs unser Image und die Verankerung in der Region. Ältere Studieneinrichtungen haben das Problem nicht – die können auf ihrer Bekanntheit aufbauen.

NZ: Die Hochschule wird 20 Jahre alt. Wie wird denn gefeiert?
Ambrosius: Die Party steigt heute. Wir beginnen mit einem Festakt, zu dem auch Staatsminister Spaenle und viele andere Gäste aus Politik und Wirtschaft kommen. Die ein oder andere Überraschung wird es auch geben. Am Nachmittag gibt es viele Aktionen für Kinder und Erwachsene, sowie einige Vorträge unserer Professoren. Die Feier lassen wir dann mit einem Kulturabend ausklingen, bei dem unsere Studierenden musizieren, tanzen und Theaterstücke aufführen.

NZ: Wie kam es zur Gründung der Hochschule im Jahr 1996?
Ambrosius: Damals wollte der Freistaat Bayern die Regionen mit Fachhochschulen stärken. Das war der Anlass, auch an kleineren Standorten akademische Einrichtungen zu gründen – unter anderem in Ansbach.

NZ: Was hat sich in den vergangenen 20 Jahren verändert?
Ambrosius: Mittlerweile haben wir vor allem durch die Digitalisierung ganz andere Lernformate. Dadurch können wir den Studierenden viel mehr Möglichkeiten anbieten. Und natürlich stieg die Zahl der Studenten enorm an, von 85 auf mehr als 3100.

NZ: Mit welchen Problemen hat die Hochschule aktuell zu kämpfen?
Ambrosius: Die finanzielle Grundausstattung für die Lehre und die Forschung ist nicht ausreichend. Wir müssen viele Dinge aus anderen Mitteln finanzieren. Außerdem haben wir zum Beispiel nicht die Möglichkeit, wissenschaftliche Mitarbeiter einzustellen, wie es an Universitäten der Fall ist. Da geht es aber allen Hochschulen so.

NZ: Sie haben in Mainz studiert und an der Fachhochschule Lüneburg als
Vertretungsprofessorin gearbeitet. Was verschlug Sie 2001 nach Ansbach?

Ambrosius: In Ansbach war eine Professur ausgeschrieben, die auf meine betriebswirtschaftlichen Erfahrungsfelder genau gepasst hat. Vor der Bewerbung habe ich mir die Stadt natürlich erst mal angeschaut. Ich hatte vorher noch nicht so viel Kontakt zu den Bayern. Ansbach war ein typisch fränkisches Städtchen mit viel Geschichte, einem gemütlichen Stadtkern, aber auch modern geprägt. Diese Mischung hat mich überzeugt. Dann habe ich mich beworben und es hat geklappt. Seit 2012 bin ich Präsidentin.

NZ: Das Motto zum Jubiläum heißt „20 Jahre Exzellenz“. Wie sind Sie denn darauf gekommen?
Ambrosius: Exzellenz bezieht sich auf das Studienangebot, die Betreuung der Studierenden, die Verbindung zur Praxis – sprich Zusammenarbeit mit Unternehmen aus den unterschiedlichsten Branchen. Außerdem haben wir viele Partneruniversitäten und Forschungsprojekte. Ist das exzellent genug?

NZ: Was verstehen Sie denn unter Exzellenz?
Ambrosius: Die Dinge, die wir machen, machen wir sehr gut.

NZ: Kommen Sie als Präsidentin noch mit Studenten zusammen oder lässt das die Zeit nicht zu?
Ambrosius: Ich sehe die Studierenden nicht mehr so oft wie früher als Professorin, aber ich habe regelmäßigen Kontakt zur Fachschaft.

NZ: Erinnern Sie sich noch an Ihre eigene Studienzeit?
Ambrosius: Ja, sehr gut sogar. Das Studium hier in Ansbach ist auf jeden Fall deutlich lebensnäher und praxisorientierter als das, was ich damals erlebt habe. Auch das Verhältnis zu den Professoren ist hier viel offener und persönlicher.

NZ: Die Zwanziger werden sicher eine wilde Zeit. Wo sehen Sie die Hochschule in zehn Jahren, also mit 30?
Ambrosius: Wir haben den Plan, das Angebot in Westmittelfranken bis dahin noch mehr zu etablieren. Wir sind in der Sandwichposition zwischen dem Raum Heilbronn und der Metropolregion Nürnberg. Mit den Außenstellen in Weißenburg, Feuchtwangen und Rothenburg wollen wir die Regionalisierung bewusst weiter vorantreiben. Außerdem wünsche ich mir, dass wir international noch stärker verankert sind und weiterhin kreativ bleiben. Schön wäre es auch, wenn die Studierenden in der Region bleiben oder irgendwann zurückkommen.

NZ: Aber es gibt doch München, Berlin, Hamburg . . . Was führt Studenten überhaupt erst nach Ansbach?
Ambrosius: Ich denke einerseits das Angebot. Wir haben vor allem im Bereich der Medien- und Ingenieurwissenschaften viele Studiengänge, die es nicht überall gibt. Andererseits schätzen Studierende die familiäre Atmosphäre hier: Kleingruppenarbeit, persönliche Bindung zu Professoren und Kommilitonen. Einfach mehr Klasse statt Masse. Und zuletzt sind auch die Lebenshaltungskosten in Ansbach wesentlich geringer als in großen Städten.
 

Keine Kommentare