In Erlangen zu Gast beim "gläsernen Wohn-Menschen"

9.10.2015, 10:00 Uhr
In Erlangen zu Gast beim

© Fotos: privat

Diese Aktion vor einem Baumarkt in Erlangen sorgt für Aufsehen: In weißen Schutzanzügen mit einem stilisierten Haus samt der Aufschrift „1 m2“ baut dort Stefanie Anna Miller mit ihrem Team Holzbuden zusammen. Immer wieder gibt es Nachfragen von Menschen, die im Baumarkt einkaufen. Das Erstaunen über die Kunstaktion weicht schnell der Neugierde, als diese erfahren, dass es hier ums aktuelle Thema „Wohnen und Mieten“ geht.

Denn vor allem in Erlangen haben viele mit einem Mietmarkt zu kämpfen, in dem es scheinbar alles aus den Fugen geraten ist: „Hier wird der Preis nach jedem studentischen Aus- und Einzug neu berechnet, und die Bereitschaft ,Ich zahle alles, wenn ich nur Wohnraum in Uninähe bekomme’ nimmt stetig zu“, sagt Miller und verweist auch darauf wie wirkungslos die Einführung der „Mietpreisbremse“ von vielen Menschen eingeschätzt wird.

„Wann soll diese Immobilienblase platzen? Bis alle Menschen unteren und mittleren Einkommens aus den Innenstädten Deutschlands verschwunden sind und nur noch Reiche, Firmen und FastFoodFillialen die Stadtkerne überschwemmen? Ist das dann Gentrifizierung in Reinkultur oder Apocalypse now?“, fragt sich Miller schon lange — und setzt im Rahmen des Großraum-Kulturfestivals „networks“ ihr Projekt „Neues von der Wohnfront“ entgegen.

Für ihr „performatives Experiment“ hat sie nun nach dem Konstruktionsplan „One-SQM-House“ von Van Bo Le-Mentzel ein Ein-Quadratmeter-Haus gebaut, das sowohl als Arbeits-Wohn-und Schlafraum für die fünftägige Performance dienen soll. „Während meiner Performance werde ich in diesem Haus wohnen, arbeiten und schlafen. Man kann mich besuchen und bekommt bei Geldeinwurf ein individuelles Programm geboten“, erklärt Miller.

Das Haus wird zuerst in der Galerie „Hinz und Kunst“ in der Schiffstraße stehen und zwischendurch auch immer wieder an anderen Orten in der Stadt auftauchen. Zudem verwandelt sich Miller mit dem Einsatz einer Überwachungskamera in einen „gläserenen Wohn-Menschen“.

Mit der Bildflut im Internet und in den sozialen Netzwerken beschäftigt sich die neue „Hinz und Kunst“-Ausstellung (Schiffstr. 7) „Bilder-Flut“, die ebenfalls am Freitag eröffnet wird. „Tag für Tag sind wir im Netz einer Flut von digitalisierten Fotos ausgesetzt. Wir finden Anregungen, zeigen unsere Welt und blicken in die Welt der Anderen. Nachrichten erreichen uns in rasender Geschwindigkeit. Unsere neue Ausstellung soll ein analoges Pendant dazu sein“, erklärt Ute Schiegl von der Galerie das Konzept, an dem zehn ambitionierte Fotografen mitgewirkt haben.

Weitere Infos unter www.hinz-und-kunst.net.

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