Integration auf Fränkisch

17.2.2017, 18:34 Uhr
Integration auf Fränkisch

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Neben Lernhilfen wie "Lerne Deutsch" und "Lerne Deutsch 2.0", die 80 000-mal verteilt wurden, gab es auch eine bairische Sprachtafel, von der inzwischen knapp 9000 Stück an Schulen, Vereine, Helferkreise, Volkshochschulen oder Feuerwehren im Freistaat verteilt wurden — mehr als von der hochdeutschen Variante.

In der zu Jahresbeginn veröffentlichten erfolgreichen Dialektversion befanden sich nicht nur Begrüßungsformen wie "Hawadehre". Auch Hilfen durch den Bürokratiedschungel, etwa die Übersetzung des Begriffs "Arbeitsagentur", sollten die Integration fördern.

"Die Sprache und auch die Mundarten mit ihren verschiedenen Ausprägungen sind der beste Brückenbildner zwischen Menschen", erklärte Neumeyer bei der Präsentation der Tafeln.

Mit kleiner Verspätung soll nun auch eine Brücke zum fränkischen Einwohner geschlagen werden. Für die Übersetzung der rund 200 Begriffe zeichnen Almut König und Alfred Klepsch verantwortlich, die für die Bayerische Akademie der Wissenschaften an dem an der Friedrich-Alexander-Universität angesiedelten Fränkischen Wörterbuch arbeiten. Während König dabei den unterostfränkischen Part übernommen hat, ist Klepsch für das Oberostfränkische zuständig.

Laut Klepsch handelt es sich aber eher um Würzburgisch und Nürnbergisch. Nachdem in Franken fast jedes Dorf und jeder Stadtteil anders spreche, sei es praktisch unmöglich, alle Facetten des Fränkischen in einem derartigen Vorhaben unterzubringen. Die fränkische Sprachtafel könne so bestenfalls als Einstieg dienen.

Das liege andererseits auch daran, dass die Umsetzung der fränkischen Mundart mit den Mitteln des Alphabets gewissen Schwierigkeiten unterworfen sei. Etwa bei den Diphthongen, die einen Hauptunterschied zwischen dem Unter- und dem Oberostfränkischen darstellen. Während "gut" hier "guad" heißt, spricht man es dort "goud" aus. Bei "blöd" heißt es in Würzburg "bleed" und in Nürnberg "bläid". Die Diphthonge "ou" und "äi" hat das Nürnbergische laut Klepsch von den Oberpfälzern übernommen. Dafür komme bei den Würzburgern der thüringische Einfluss durch, etwa wenn bei den Infinitiven die Endung weggelassen wird.

Trotz dieser Einschränkungen lobte Landtagspräsidentin Barbara Stamm (CSU) die Sprachtafeln als "einen guten Zugang zur Kultur bei uns in Bayern".

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