Keidenzeller Hof wurde mit einem Stern gewürdigt

6.12.2014, 16:00 Uhr
Keidenzeller Hof wurde mit einem Stern gewürdigt

© V. Stoll

„Die Auszeichnung hat uns im Urlaub überrascht, am anderen Ende der Welt“, erzählen Vera Stoll und Martin Grimmer. Zwar wussten die Betreiberin und der Küchenchef des Gasthauses um das Datum der Sterne-Verleihung.

Keidenzeller Hof wurde mit einem Stern gewürdigt

© Foto: Florian Burghardt

Doch während seiner Asienreise hat das Paar keinen Gedanken daran verschwendet. „Nach dem Abendessen klingelte unentwegt mein Handy“, erinnert sich Vera Stoll. „Als ich dann in der ersten SMS las: ‚Ihr habt einen Stern!‘ , gingen wir direkt zum Feiern an die Hotel-Bar.“

Viel Prestige bringt er mit sich, der Michelin-Stern. Er ist die unumstrittene Nummer eins unter den gastronomischen Auszeichnungen und durch seine Vergabe steigt ein Restaurant automatisch in die kulinarische Königsklasse auf. Fast nebenbei heimste das Restaurant nur wenige Tage nach dem Michelin-Stern mit 15 von 20 möglichen Punkten vom Gault Millau – dieser Restaurantführer bewertet nicht die Häuser, sondern direkt die Chefköche – eine weitere Bestmarke ein.

Nüchterne Mitteilung

Im Gegensatz zu all den Superlativen der Gratulationen für das Restaurant-Team kommt die Verleihung der Auszeichnung sehr nüchtern daher. Während Familien und Freunde des Keidenzeller Hofs nicht müde wurden, ihre Glückwünsche zu übermitteln, gab es von den Machern des Guide-Michelin nur einen einzigen Anruf. „Das ging ganz locker: Ihr habt einen Stern und seid ab jetzt dabei. Das war’s“, fasst Martin Grimmer die Botschaft zusammen.

Mit so klar benannten und doch gleichzeitig vielsagenden Gerichten wie Landschwein, Karotte in Textur, Perlzwiebel oder der Nachspeisenvariante Schokolade, Minze, Holunder, Pfeffer hat der erst 29-jährige Chefkoch die geheimnisvollen Tester des renommiertesten aller Restaurantführer überzeugt.

Doch bis es so weit kam, ging einige Zeit ins Land. „Der erste Tester besuchte uns vor einem Jahr, im November 2013“, so Stoll. Nach seinem Vier-Gänge-Menü stellte er sich vor und teilte den beiden mit, dass der Keidenzeller Hof sich für den Restaurantführer 2014 in der Auswahl befinde. Seitdem seien geschätzt drei bis vier weitere Testesser in Keidenzell vor Ort gewesen, meinen Stoll und Grimmer.

Diese haben sich aber auch nach dem Essen nicht zu erkennen gegeben. Tipps oder weitere Informationen hätten sie aber nie gehabt, beschwören die beiden. „Natürlich ist es immer ein wenig auffällig, wenn jemand allein zu uns kommt. Noch dazu mit einem weit entfernten Kennzeichen“, kombiniert Stoll. Denn für ein Sternerestaurant empfindet man den Einzugsbereich des Keidenzeller Hofs auf den ersten Blick als relativ klein. Aus Fürth und Nürnberg sowie aus den dazugehörigen Landkreisen pilgern die meisten Gäste in das 250-Seelen-Dorf bei Langenzenn. Auch Besucher aus Ansbach und Erlangen sind schon begrüßt worden.

Stammgäste schätzen Menüs

„Aus Hamburg, Berlin oder sogar dem Ausland hat sich bisher noch niemand einfliegen lassen, um bei uns zu essen“, scherzt Chefin Stoll. Vielmehr als von Kulinarik-Touristen lebt der Keidenzeller Hof von seinen Stammgästen, die sich die einzelnen Speisen oder die exquisiten Menüs mehrmals im Jahr gönnen. Sogar einen sonntäglichen Frühschoppen-Stammtisch gibt es in Keidenzell, außerdem wird natürlich die Dorfkirchweih gefeiert – undenkbar in vielen deutschen Sternehäusern, von denen nicht wenige von Einmalkunden leben. Der Grund dafür ist natürlich nicht die mangelnde Qualität, sondern der Preis. „Die magische Grenze für ein Acht-Gänge-Menü liegt in Deutschland bei 200 Euro und wird nur sehr selten minimal überschritten“, erklärt Grimmer und ergänzt: „Das sind die Preise ohne begleitende Weine wohlgemerkt.“

In diese Liga will man im Keidenzeller Hof nicht vorstoßen (die besagten acht Gänge gibt es hier für rund 100 Euro, je nach Zusammenstellung). Die Preise auf der Speisekarte, aber auch die für die Ausrichtung von Hochzeiten und anderen Feierlichkeiten in der dazugehörigen Scheune bleiben nach dem Michelin-Stern unverändert bestehen.

Seine Zutaten will das Küchenteam um Martin Grimmer auch weiterhin von kleinen, regionalen Händlern beziehen oder manchmal einfach selber zusammentragen. So bauen Grimmer und Stoll gerne einmal Pilze und Beeren in ihre Speisekarte ein, die sie beim Spazierengehen in der Umgebung gefunden haben oder runden die Gerichte mit Gemüse und Gewürzen aus dem eigenen Garten ab. Ihre Meinung steht fest: „Wir haben den Stern bekommen, weil wir so sind, wie wir sind. Daran soll sich auch in Zukunft nichts ändern.“

Keine Kommentare