Klagen über das Zwei-Klassen-System im Lehrerzimmer

26.7.2018, 08:00 Uhr
Klagen über das Zwei-Klassen-System im Lehrerzimmer

© Julian Stratenschulte/dpa

Maja Hirtmann (Name geändert) ist Realschullehrerin aus dem Landkreis Weißenburg-Gunzenhausen und arbeitet an einer Realschule im Großraum Nürnberg. Seit einem Jahr ist sie dort, ihr auf zwei Jahre befristeter Vertrag läuft zu den Sommerferien aus, eine neue Stelle hat die 30-Jährige noch nicht in Aussicht. Ihre Verzweiflung ist groß.

Hirtmann vertritt an ihrer Schule eine Kollegin in Elternzeit. Neben dem normalen Dienst am Vormittag ist sie mindestens drei Nachmittage pro Woche im Einsatz. Dann vertritt sie Kollegen, kümmert sich um den Jahresbericht, wirkt im Team für die Bibliothek und die Schulentwicklung mit. Doch die Zusatzstunden absolviert die junge Lehrerin nicht nur freiwillig sondern auch unentgeltlich.

Einsatz im Chor

Anrechnungsstunden, wie ihre verbeamteten Kollegen sie etwa für ihren Einsatz im Chor bekommen, erhält sie nicht. "Im Lehrerzimmer gibt es ein richtiges Zwei-Klassen-System. Die angestellten haben gegenüber den verbeamteten Kollegen ganz klar das Nachsehen. Ungerecht findet es Hirtmann, dass sie für den gleichen Job rund ein Drittel netto weniger verdient, als ihre verbeamteten Kollegen im selben Alter und mit dem gleichen Familienstand.

Erich Heilberger (Name geändert) unterrichtet seit zwei Jahren an einer Realschule im Nürnberger Land Deutsch und Geschichte. Er arbeitet Vollzeit und ist seit fünf Jahren befristet angestellt. Die Schule ist schon seine zweite. Mit Beginn der Sommerferien wird Heilberger arbeitslos sein, weil sein Vertrag ausläuft. Verlängert werden kann er nicht, da er schon fünf Jahre befristet gearbeitet hat. "Ich weiß im Moment echt nicht, wie es weitergehen soll", sagt der junge Lehrer. Zahlreiche Bewerbungen liefen ins Leere.

Mit Weiterbeschäftigung

Das Kultusministerium will von diesen Ungerechtigkeiten nichts wissen. Immerhin hat Kultusminister Bernd Sibler rund 4000 zusätzliche Lehrerstellen in den kommenden Jahren, verteilt auf alle Schularten, versprochen.

In Bayern, so Pressesprecherin Katrin Gallitz, seien derzeit rund 92 Prozent der Lehrerinnen und Lehrer verbeamtet. Drei Prozent seien unbefristet und rund fünf Prozent befristet angestellt.

Gallitz räumt mit der Fehlinformation auf, dass befristet angestellte Lehrer absichtlich vom Kultusministerium vor den Sommerferien entlassen werden, um dann im neuen Schuljahr erneut rekrutiert zu werden: "Bei den befristet angestellten Lehrern endet der Arbeitsvertrag mit Ablauf des vorletzten Tages der Sommerferien, wenn sie spätestens vier Wochen nach dem ersten Schultag eingestellt und bis zum Schuljahresende eingesetzt werden." Es finde also eine Weiterbeschäftigung in den Sommerferien statt.

Werden Lehrer später im Jahr eingestellt, enden die Verträge, wenn der Vertretungsfall nicht mehr besteht – spätestens aber zum Schuljahresende, da in den Sommerferien keine Vertretungen anfallen.

"Leute werden ausgenutzt"

Gerd Nitschke, Vizepräsident des Bayerischen Lehrerinnen- und Lehrerverbands (BLLV), hält den Ball flach. Die Gehaltsunterschiede zwischen angestellten und verbeamteten Lehrkräften seien in Bayern nicht so gravierend wie in anderen Bundesländern, sagt er. "Es ist nicht richtig, diese Leute so auszunutzen", sagt Nitschke.

Sebastian Jung, Generalsekretär des Landesverbands der Gewerkschaft für Erziehung und Wissenschaft (GEW) meint zu dem Problem: "Das werden wir nicht ändern können, aber was sich ändern lässt, ist der Umgang mit diesen befristeten Kräften." Die Schulleitungen müssten da mit gutem Beispiel vorangehen.

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