50 Jahre: Nürnberger Kunsthalle feiert Jubiläum

6.12.2017, 06:33 Uhr
Die nachgebaute "Eierbrücke" ist ein Zitat aus der Ausstellung "GO!", mit der das Künstlerkollektiv Haus-Rucker-Co die Besucher 1972 dazu einlud, ihre Ausstellung haptisch, mit den Füßen, zu erforschen.

© Michael Matejka Die nachgebaute "Eierbrücke" ist ein Zitat aus der Ausstellung "GO!", mit der das Künstlerkollektiv Haus-Rucker-Co die Besucher 1972 dazu einlud, ihre Ausstellung haptisch, mit den Füßen, zu erforschen.

Fast 400 Ausstellungen waren seit 1967 in der Kunsthalle zu sehen. Zum Jubiläum hat auch das Neue Museum, das die dort entstandene Städtische Sammlung seit 1998 hütet, seine Depots weit geöffnet. Ikonografische Werke wie Richard Lindners "Telephone" oder Nam June Paiks Arbeit "Enlightened Baby" sind so noch einmal an den Ort ihrer Entdeckung zurückgekehrt und werden Positionen des 21. Jahrhunderts, die Ellen Seifermann, Direktorin seit 1999, in der Kunsthalle präsentierte, gegenübergestellt.

Kuratorin Harriet Zilch hat für jeden Raum stimmige Zusammenhänge hergestellt, die mal eher assoziativ sind, mal ganz direkte Bezüge offenbaren. Raffael Rheinsbergs Bodeninstallation "Hand und Fuß" etwa wurde original reinszeniert und wird an den Wänden nun gesäumt von Juergen Tellers Foto-Serie zum Reichsparteitagsgelände.

Für jeden Raum wurde ein eigenes Thema gefunden. Unter dem Titel "Architekturen" trifft man auf Arbeiten unter anderem von Ina Weber, Candida Höfer und Andreas Gursky. "Mehr Licht" vereint Paiks Skulptur aus mit flimmernden Monitoren bestückten und zuvor entkernten Radio- und Fernsehgeräten mit den Leuchtobjekten von François Morellet, Dan Flavin und Jason Rhoades. Der US-Künstler bescherte der Kunsthalle 1998 einen veritablen "Skandal", der bundesweit Schlagzeilen machte. Arbeiten von Tadeusz Kantor und JiÝí KoláÝ belegen die frühe Aufmerksamkeit, die das Haus der osteuropäischen Kunst widmete - lange vor dem Fall des Eisernen Vorhangs. Im Raum "Fläche, Form, Farbe" trifft man auf international renommierte Vertreter der abstrakten Kunst, darunter zwei großartige Streifenbilder von Bridget Riley und komplett weiße Bildwände von Imi Knoebel.

Den letzten Raum darf man auch barfuß über die nachgebaute "Eierbrücke" betreten. Das Werk gehörte 1972 zur Ausstellung "GO! Wahrnehmung zu Fuß", mit der das österreichische Künstlerkollektiv Haus-Rucker-Co die Besucher einlud, ihre Schau haptisch, mit den Füßen, zu erleben. "Kunst hat zur Veränderung und zur Bewusstseinserweiterung beizutragen", notierte der damalige Direktor Curt Heigl.

Die Jubiläumsschau zeigt eindrucksvoll, wie sich die Kunsthalle darum in den vergangenen 50 Jahren immer wieder bemüht hat. Der für 16 Euro erhältliche Ausstellungskatalog ist diesmal als Ringordner erschienen, ein Format das Heigl einst eingeführt hat. Damals war die Kladde blau, jetzt ist sie gelb und kann von den Besuchern auch selbst mit den ausgelegten Werkblättern bestückt werden. Eine schöne Reminiszenz, passend zu einer Ausstellung, die sich anziehend frisch und lebendig präsentiert.

Kunsthalle Nürnberg, Lorenzer Str. 32: "On with the Show". Eröffnung am Mittwoch, 6. Dezember, 19 Uhr. Bis 25. Februar, Di.–So. 10–18, Mi. bis 20 Uhr.

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