AC/DC: "Die Schuluniform passt immer noch"

30.5.2016, 14:40 Uhr
AC/DC:

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Bevor AC/DC am 15. Juni in Düsseldorf ihr voraussichtlich finales Konzert in dieser spektakulären Besetzung spielen, sprach unser Mitarbeiter in Hamburg mit Bandgründer und Saitenzauberer Angus Young (61) und Bassist Cliff Williams (66).

War es naheliegend, Axl Rose zu fragen, als Sie einen Ersatzmann für Sänger Brian Johnson suchten?
Angus Young: Eigentlich nicht. Als wir von Brians schweren Hörproblemen erfuhren, wussten wir zuerst nicht, wie es weiter gehen sollte. Aber dann erzählte uns jemand, mit dem wir seit Jahren zusammenarbeiten, dass Axl Rose uns gerne dabei helfen würde, diese Tour zu Ende zu bringen.

Also hat Axl Rose Sie angesprochen?
Young: Ja. Er war sehr enthusiastisch, was uns betrifft und stand praktisch in den Startlöchern.

Was befähigt ihn, bei AC/DC zu singen?
Young: Nun, er hat vor allem eine enorme stimmliche Bandbreite. Guns N’Roses haben bei ihren Konzerten immer auch ein paar Songs von uns gespielt. Von daher wusste ich, dass Axl dazu in der Lage ist.
Williams: Er singt diese Songs wirklich sehr gut. Seine Stimme passt einfach zu uns.

Bei Ihrer ersten gemeinsamen Show in Los Angeles musste Axl Rose aufgrund einer Verletzung im Rollstuhl sitzen. Wie war das?
Young: Axl hatte sich am Fuß verletzt, als er mit Guns N’Roses eine Clubshow spielte. Aber als er sich bei uns vorstellte, stand er noch aufrecht! Axl ist ein extrem disziplinierter Mensch, er kam direkt nach seiner Operation zu den Proben.
Williams: Obwohl er im Rollstuhl saß, hat er sich den Arsch abgesungen. Beeindruckend! Aber es geht ihm von Show zu Show besser, er kann inzwischen wieder laufen.

Haben Sie dank Axl Rose jetzt mehr Optionen? Sie spielen bei dieser Tour ja auch Songs, die Sie seit Jahrzehnten nicht mehr angefasst haben.
Williams: "Touch Too Much", "If You Want Blood" oder "Rock’n’Roll Damnation" waren allesamt Vorschläge von Axl. Es ist toll, in den eigenen Backkatalog einzutauchen. Erfrischend sowohl für uns als auch für das Publikum.

Machen Sie gerade eine Verjüngungskur durch?
Young: Das liegt an den besonderen Umständen. Sogar Axl sagt, dass es eigentlich nichts zu feiern gibt, denn Brian ist ein großartiger und wichtiger Teil dieser Band. Nichtsdestotrotz findet Axl es aufregend, diese Songs zu singen – gemeinsam mit den Leuten, die sie geschrieben haben. Etliche der Stücke, die wir jetzt spielen, mussten wir gemeinsam erst wieder erlernen. (lacht)

Ist das ein neuer Anfang für AC/DC oder lediglich eine Interimslösung?
Williams: Axl Rose ist für uns eine tolle Möglichkeit, diese Tour zu Ende zu bringen. Nicht mehr und nicht weniger. Aber dieser Kerl ist und bleibt herausragend.

Und wie geht es Brian Johnson?
Williams: Es geht ihm gut. Er arbeitet intensiv an seinem Gehör gemeinsam mit einem Spezialisten, der in seiner Stadt lebt. Brian muss jetzt sein Gehör schützen und alles dafür tun, es zu verbessern.

Was werden Sie tun, wenn die Ärzte ihm davon abraten, jemals wieder aufzutreten?
Young: Axl machen diese Shows riesigen Spaß, aber wie es danach mit AC/DC weitergeht, wissen wir nicht. Diese Tour mit Axl zuende zu bringen, war für uns die beste Option.

Haben Sie jemals in Betracht gezogen, ganz aufzuhören?
Young: Aufhören? Diese Entscheidung würde mir persönlich extrem schwer fallen. Die Sache mit meinem Bruder Malcolm war schon sehr bitter für mich. Und dann kam auch noch diese unangenehme Sache mit Phil Rudd dazu, damit hatte niemand gerechnet. Das waren wahnsinnig große Herausforderungen für die Band. Wir wollten aber immer weitermachen und nach vorne schauen.

Rente ist im Rock’n’Roll-Geschäft keine Option?
Young: Keine Ahnung. Man macht es halt, solange man sich dabei gut fühlt. Du weiß ja nicht, was morgen passiert. Ich spiele jedenfalls weiter und Cliff auch.
Williams: Und es ist großartig!

Woher nehmen Sie bei all den Schicksalsschlägen, die die Band in letzter Zeit trafen, die Kraft zum Weitermachen?
Williams: Ich schlafe viel.
Young: (meckerndes Lachen)

In den letzten Monaten hat die Musikwelt etliche große Stars verloren: Lemmy Kilmister, David Bowie, Prince. Wie möchten Sie eines Tages abtreten?
Young: Wenn ich eines Tages Goodbye sage, dann tue ich das hoffentlich mit einem guten Gefühl. Ich möchte einen schönen Abgang haben. Die Vorstellung, von einem Bus überfahren zu werden, finde ich schrecklich. Das macht bestimmt keinen Spaß.

Ist AC/DC Ihr Schicksal?
Young: Also, meines auf jeden Fall. Ich bin ja der letzte von der Originalbesetzung. Aber auch Cliff hat einen großen Batzen seines bisherigen Lebens mit AC/DC verbracht. Ich hätte mir niemals vorstellen können, dass ich mit 61 noch in einer Schuluniform rumlaufen würde. Aber hier bin ich. Und sie passt immer noch!

AC/DC treten am 1. Juni in Leipzig auf und am 15. Juni in Düsseldorf.

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