Alle Zeiger auf Sturm: Wanda lassen in Fürth die Sau raus

4.4.2018, 11:21 Uhr
Nah am Publikum: In der einen, eingegipsten Hand, eine Kippe, in der anderen das Mikro - Wanda sind für eine gute Show immer zu haben.

© Günter Distler Nah am Publikum: In der einen, eingegipsten Hand, eine Kippe, in der anderen das Mikro - Wanda sind für eine gute Show immer zu haben.

Wenn die Deutschen gute Autos bauen und die Franzosen Käse können, dann sind die Österreicher womöglich die Besten beim Sterben. Die Friedhofsnähe klang bereits im Vorprogramm an. Gedankt sei dem jungen Moritatensänger Voodoo Jürgens, der dunkelfröhlich sang: "Heite grab ma die Toten aus". Die Fans in Fürth schaufelten im Rudelchor gleich eine Runde mit.

Ja und bei den Haupthelden des Abends dann, bei Wanda, da wurde bereits gestorben und es war noch nicht mal die erste Zugabe dran. „Ich sterbe“ hieß der Song. Nach dem sich Sänger Marco Michael Wanda aber spontan doch fürs Weiterleben entschied und seine Lebensbejahung mit dem Koks-Hit "Bussi Baby" nicht deutlicher zum Ausdruck hätte bringen können.

Ausverkaufte Stadthalle

3500 Menschen gefiel das. Die Stadthalle war ausverkauft. "Niente" heißt das aktuelle Album. Bereits die Warteschlange vor der Halle bewies aber, dass Wanda-Hörer kaum Nein-Sager sind. Vorglühen mit dem Bocksbeutel war im erfreulich gemischten Publikum ebenso zu beobachten wie der Milchmädchenschwips. Alles entspannt. Doch: "Immer leichter wird es schwer". Was sich Wanda-Chef Marco Michael mit dieser Erkenntnis erst hinter die Ohren, dann in einen Ohrwurm hinein und schließlich auf ein Tour-T-Shirt geschrieben hat, ist bezeichnend für diese Wiener. Klartext und Dialekt sind keine Gegensätze im Wandaverein vom Schottenring, der seine burschikosen Botschaften so unverschämt direkt verteilt wie Blicke nach dem dritten Glas: Von "Lieb sein ist schwer" bis "Tu mir weh, Luzia". Au backe? Kaum.

Musikalisch kommt das Quintett so wirkungsvoll wie vorhersehbar daher. Aus zuckrigem Rock, ein wenig Schlager und viel Schmäh sind die Hits gebacken. Und das Herz für Hymnen hängt am rechten Fleck. Wiener Würstchen sehen anders aus. Sechs Jahre nach der Bandgründung haben Wanda die dritte Platte draußen, jede Tour eine Wurstsemmel größer. Auch professioneller sind sie geworden. Anders als vor zwei Jahren im Erlanger E-Werk fällt der Sänger auf der Bühne (kaum) mehr um. Ein Streich-Quartett mit Totenmasken gönnen sie sich. Und sogar ein psychedelisches Laber-Stück, Klangkunst-Experiment oder was auch immer, bilden sie sich inzwischen ein. Gute Gelegenheit, pinkeln zu gehen. Final hatte Marco Michael Wanda wieder alle am Wickel. Fehlte doch noch "Columbo". Punktlandung. Wanda wunderbar. Wenn Rotzbuben lernen, sich die Nase zu putzen, ist das eine saubere Sache. Allein ihre Unbekümmertheit: "Niente".

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