Arctic Monkeys sind im Pop angekommen

NÜRNBERG - Zunächst erschrickt man: Was, so blutleer sind die Arcitc Monkeys geworden? Dann denkt man sich: Naja, sind eigentlich schon ein echt paar echt starke Songs drauf! Und am Schluss landet man dann im ordentlichen Mittelmaß, was diesem Album wohl auch am gerechtesten wird.

Fest steht, dass die hektischen Affen von früher altersmilde geworden sind. Oder wie singt Frontmann Alex Turner im Titeltrack „Suck it and see“ so bezeichnend: „I poured my aching heart into a pop song.“ Genau das trifft den Nagel auf den Kopf, denn das vierte Album der Engländer ist musikalisch Turners Nebenprojekt "The Last Shadow Puppets" näher als den  frühen AM-Indie-Rock-Hits im Stile von „I bet you look good on the dance floor“. Das UK-Quartett hat sich hörbar dem Pop zugewandt.

Hervorzuheben sind neben der lässigen Single „Don't sit down 'cause I've moved your chair“ das kraftvolle „Library Pictures“ und der wohl beste Song der Scheibe, „Piledriver Waltz“. Allesamt  zeigen die Arctic Monkeys von ihrer stärksten Seite, auch wenn letzterer nur eine überarbeitete Version eines Solo-Stücks von Alex Turners Filmsoundtrack ist. Das Album-Highlight versprüht, genau wie die gesamte Platte, sicherlich den angekündigten Westküsten Feelgood-Sound.

Der Wunsch nach "Dancing Shoes"

Viele der anderen Stücke hingegen sind einfach nicht ausgereift genug, um ein durchgehend hohes Niveau zu halten. Vielleicht hätten zwischendurch ein paar Tage in einer schmierigen Kneipe in ihre Heimatstadt Sheffield ein bisschen dreckigen Nordengland-Charme in die kalifornische Studio-Bude gebracht und der Scheibe somit gut getan.

„Suck it and see“ (zu deutsch: probieren geht über studieren) ist ein so genannter Grower, sprich das Album und seine Songs wachsen von Hördurchgang zu Hördurchgang. Und es ist deutlich eingängiger als sein etwas sperriger Vorgänger „Humbug“. Trotzdem wünscht man sich beim Anhören - und das vor allem bei der Zeile „Put on your dancing shoes“ im Song „All My Own Stunts” - Turner und Co. würden einfach mal wieder ein paar so schmissige Hits schreiben wie eben jenes „Dancing Shoes” aus ihrem unerreichten Debütalbum „Whatever People Say ...“.

Fazit: Neben ein paar starken Songs leider auch viel Mittelmaß.

Bewertung: 6 von 10