Asiatica-Sammlung in Bamberg

21.8.2008, 00:00 Uhr
Asiatica-Sammlung in Bamberg

© Host M. Auer

man könnte auf den Gedanken kommen, diese Ausstellung in Bamberg als nett angerichtete Palette exotischer Häppchen zu goutieren, als wohlfeilen Hauch der Fremde für all diejenigen, die in den Ferien daheim bleiben müssen. Räuchergefäße und Sutrenrollen stehen unweit von Strohsandalen; Samuraischwerter und eine Sammlung japanischer Tabakspfeifen sind ebenso zu sehen wie offizielle Roben chinesischer Mandarine. Doch es gibt ein Element, das diese hier ausgestellte Vielfalt der Objekte zusammenbindet: Die Person des Sammlers, des Bamberger Apothekers Joseph Schedel (1856-1943).

Reisender und Sammler

Schedel lebte ein unauffälliges Leben, schrieb sein Biograph Robert Zink. Der Name des großzügigen Mäzens, der den Institutionen seiner Heimatstadt wie auch öffentlichen Einrichtungen in München, Hamburg, Erlangen und Tokio Teile seiner üppigen Sammlungen überließ, ist in der Domstadt heute nahezu unbekannt.

Einen «Karriereknick« in der Heimat nutzt er, um sich fürderhin «ganz den Naturwissenschaften zu widmen - wissenschaftlicher Reisender und Sammler zu werden.« 1886 nimmt Schedel eine Stelle als Apotheker in Yokohama an. Sein Start ist nicht leicht: «Alles bietet mir Schwierigkeiten, aber ich muss sie überwinden, wenn ich mir eine unabhängige Stellung schaffen will - und ich werde sie mir erringen - ich will.« Einem Menschen mit seiner hohen Bildung gepaart mit dem Trieb, durch sein Wirken als Sammler dereinst in der Heimat die Kenntnisse von Allgemeinheit und Wissenschaft zu erweitern, bietet der ferne Osten ein reichhaltiges Betätigungsfeld. Schedel interessiert sich für alles und sammelt (fast) alles, ob in Japan oder in China, wo er von 1909 bis 1921 lebt und arbeitet.

Erste Ausstellung nach 70 Jahren

Joseph Schedel war vieles nicht: er war kein brillanter Wissenschaftler, kein großer Literat, kein hellsichtiger Kommentator des politischen Lebens seiner Zeit. Er war ein gebildeter Bamberger, dem die Heimatstadt zu eng geworden war, der sich, nachdem er die Fremde - mit all ihren Schwierigkeiten - geschmeckt hatte, nicht mehr einfinden konnte in eine Welt, in der er die Menschen so empfand: «Der Herr ,Professor‘ mehr oder weniger wie sie alle sind: gelehrt, sehr fromm, überaus streng gegen seine Kinder, oft roh gegen seine Frau, jähzornig, schnupft und trinkt sehr viel.«

Es stimmt einen froh, dass das Historische Museum in Bamberg nach 70 Jahren Teile seiner Sammlung wieder ausstellt, zugleich stimmt es einen traurig, wenn dasselbe Museum darauf verweisen muss, dass mangels finanzieller Mittel etliche andere Stücke aus der umfassenden Asiatica-Sammlung nicht ausgestellt werden können.