Auch Fußballgöttinnen lieben Handgemachtes

27.6.2011, 00:00 Uhr
Auch Fußballgöttinnen lieben Handgemachtes

© Fengler

„Am Anfang mussten wir nach Ausstellern suchen, inzwischen kommen die Anfragen von allein“: Mit ihrer Kiosk-Idee, 2007 geboren, haben die Grafikdesignerin Katharina Winter und ihre Schwester Joana ins Schwarze getroffen. Produkte mit den Gütesiegeln „regional“, „handgemacht“, „bio“, „fair gehandelt“, „langlebig“ und „upcycling“ stehen hoch im Kurs bei Menschen, denen nicht egal ist, was sie kaufen und woher die Produkte kommen. Und auch wer nur an den Ständen der rund 70 Aussteller entlang flaniert, ist oft begeistert von den originellen Ideen der Designer und Handarbeiter.

So wie die 78-jährige Ingeborg, die am Wendelsteiner „Schokoklunker“- Stand einen Halsreif anprobiert, an dem zwei verführerisch echt aussehende Schokoladenstückchen hängen. Reinbeißen sollte man da besser nicht, doch Ingeborg freut sich jetzt schon auf das Gesicht ihrer Enkelkinder, wenn die Oma – „ich bin überhaupt keine Süße“ – mit solchem Halsschmuck nach Hause kommt.

Schmuck, der aussieht wie Pralinés, handgefertige Wohnaccessoires und Kleider für große und kleine Leute, Taschen und Geldbeutel aus Materialien, die schon ein Vorleben hatten – fast alle Artikel, die beim Kiosk angeboten werden, sind mit viel Liebe gefertigte Unikate. Erstmals dabei ist Verena Larrain aus München, die unter dem Label „warmher“ schicke, sehr praktische Hüftwärmer und Stulpen verkauft, die früher mal Bestandteil größerer Kleidungsstücke waren. Aus Alt mach Neu – diese „Upcycling“ genannte, ressourcenschonende Methode ist der Hit beim Kiosk.

Ganz im Zeichen der Frauenfußball-WM steht das Angebot von Juliane Scheib und Eugenia Zipf. Per Siebaufdruck auf schwarzen T-Shirts – selbstverständlich aus Öko-Baumwolle und regional produziert – beschwören sie die Fußballgöttin, bieten „Mutti Netzer“-Einkaufsnetze an und Sitzhöckerchen, die man buchstäblich mit einem Handgriff zusammenklappen kann. „Alles was wir machen, machen wir aus Leidenschaft“ sagt Eugenia mit sehr überzeugendem Lächeln, und bringt damit wohl die Einstellung aller Aussteller auf den Punkt.

Viel Applaus gibt’s für die Modeschauen, das Musiker-Kollektiv Mofaschädel sorgt mit DJs und lokalen Bands zusätzlich für gute Stimmung, und auch kulinarisch wird ein abwechslungsreiches Programm geboten: Vom Biobier der Schanzenbräu über Crepes aus Dinkelmehl bis zur vegetarischen „Bud Spencer“-Pfanne und den heiß begehrten Angus-Rind-Burgern der Guerilla-Food-Truppe aus Gostenhof. Der Verein Bluepingu informiert die Besucher, wie sie Nachhaltigkeit jeden Tag praktizieren können. Zum Beispiel „Baumpate“ in der Südstadt werden – die brandneue Aktion von Bluepingu.

Etwas schöneres Wetter hätte sich Katharina Winter am Samstag schon gewünscht und freut sich, dass trotzdem „so viel los ist“. Anderthalb Monate hat sie mit Freunden und Familie – darunter Vater Hubert Rottner Defet, Öko-Veteran und Biofach-Begründer – den Markt vorbereitet. Die Organisation ist jedes Mal ein Fulltime-Job, für die Präsentation ihres Labels Neo-Green blieb diesmal keine Zeit. Doch der wachsende Erfolg des Kiosk bestätigt die 30-Jährige, dass es sich lohnt, für mehr Nachhaltigkeit zu werben. Die Winterausgabe ist bereits fest terminiert: Am 3./4. Dezember im Künstlerhaus.

Diashow: www.nn-online.de