Auf Luthers Spuren: Käßmann eröffnete Nürnberger Ausstellung

24.4.2015, 10:45 Uhr
Die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, hält am Donnerstag im Fembohaus in Nürnberg Martin Luther als Playmobil-Figur in der Hand.

© dpa Die frühere Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland (EKD), Margot Käßmann, hält am Donnerstag im Fembohaus in Nürnberg Martin Luther als Playmobil-Figur in der Hand.

Martin Luther nannte die Stadt in einem Schreiben an Lazarus Spengler im Jahr 1528: "gleichsam das Auge und Ohr Deutschlands, das alles siehet und höret, was vielleicht nie zu uns gelangt." Dieses Zitat dient als Motto der Präsentation, die am Abend von Margot Käßmann in der Sebalduskirche eröffnet wird und maßgeblich vom Bundeskulturministerium unterstützt wird.

Die Bedeutung als die führende deutsche Medienstadt um 1520 hing damit zusammen, dass Nürnberg nicht zuletzt dank seiner außergewöhnlichen Vernetzung mit Handelsbeziehungen das Nachrichtenzentrum im damaligen Deutschen Reich war. Ulman Stromer hatte hier seit 1390 die erste maschinelle Papiermühle nördlich der Alpen an der Pegnitz bei Wöhrd, die Hadermühle, betrieben. Zudem verfügte die Stadt seit 1470 über die europaweit leistungsfähigste Großdruckerei, die im Besitz von Anton Koberger war. Dort erschien in Luthers Geburtsjahr 1483 auch die allererste deutschsprachige Bibel. Als nach den Religionsgesprächen im März 1525 der Stadtrat den Konfessionswechsel vom katholischen zum evangelischen Glauben durchsetzte, gab es in der Stadt 21 Druckereien.

Schlichte Zusammenfassung wurde publizistischer Erfolg

Der ehemalige Bürgermeister und einflussreiche Ratsherr Caspar Nützel übersetzte Luther 95 in Latein abgefasste (wissenschaftlichen) Thesen bereits wenige Wochen nach deren Erscheinen im Herbst 1517 ins Deutsche. Publizistischen Erfolg hatte aber erst eine schlichte Zusammenfassung unter dem Titel "Sermon vom Ablass und Gnade".

Da nach 1525 der Heiligenkult zum Erliegen kam, mussten sich vor allem die Bilddrucker neue Geschäftsfelder suchen. Besonders mit Grafiken mit dem Konterfei Martin Luthers machten die Nürnberger in der Folgezeit glänzende Geschichte. Bilder von ihm erreichten eine höhere Auflage als Abbildungen von Kaiser Maximilian I., der in dieser Hinsicht viel publictiy betrieben hatte.

Im Rahmen der Ausstellung im Fembohaus sind etwa 100 Exponate zu sehen.

Im Rahmen der Ausstellung im Fembohaus sind etwa 100 Exponate zu sehen. © Eduard Weigert

Überdurchschnittliches Bildungsniveau

Später erschienen fast alle wichtigen evangelischen Publikationen wie Kirchenordnungen und Gesangbücher in Nürnberg. Anhand von etwa 100 Exponaten aus den Bereichen Druckgraphik, Buchdruck, Malerei und Plastik veranschaulicht die Ausstellung die unmittelbare Epoche vor und nach der Reformation und wirft einen Blick auf den Verlagsort mit überdurchschnittlichem Bildungsniveau.

Highlights der Ausstellung sind eine originale Großpresse aus jenen Tagen und eine Großlithografie eines unbekannten Künstlers aus der Zeit um 1560, die eine Taufe Jesu in der Pegnitz und eine Stadtansicht zeigt. Rechts sind die wichtigsten Reformatoren mit Jan Hus an der Spitze abgebildet, links knien die wichtigsten evangelischen Reichsfürsten aus Brandenburg und Sachsen.

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