Beach House: Bloom

9.6.2012, 07:00 Uhr
Beach House: Bloom

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Wer hat eigentlich die Begriffe "Bedroom Pop" und "Dream Pop" erfunden? Kein Artikel über Beach House kommt ohne sie aus - auch dieser nicht. Doch kaum jemand hat bislang hinterfragt, warum die Musik von Alex Scally und Victoria Legrand immer mit diesen Begriffen beschrieben wird. Beziehen sie sich auf diejenigen, die diese Art von Musik hören, oder auf die, die sie erzeugen? Schreiben Beach House ihre Alben im Schlafzimmer kurz nach dem Aufwachen oder sollen die Zuhörer zum Träumen und zu Kissenschlachten im heimischen Schlafzimmer animiert werden?

Fakt ist, dass Beach House ihr neuestes Werk auf Tour und später dann in einem texanischen Studio zusammengebastelt haben. Träumen lässt es sich im Tourbus sicherlich gut, schlafen eher weniger, den Begriff Bedroom Pop können wir also getrost streichen. Zumal er einem zu vermitteln versucht, dass man zur Musik von Beach House wunderbar einschlafen kann - das Gegenteil ist der Fall. Schließlich würde man sonst verpassen, wie einen diese herrliche Wall-Of-Sound aus perlenden Gitarren und scheinbar schwebenden Keyboard-Melodien gefangen nimmt, dass es fast ein wenig unheimlich ist.

Scally und Legrand betonen, dass die neuen Songs nur als ganzes denkbar sind, dass sie ein Album als solches bilden; fast so, als müsste man das in Zeiten des allgegenwärtigen Shuffle-Modus der MP3-Player noch einmal extra betonen in einer Zeit, in der die Aufmerksamkeitsspanne maximal noch für zwei, drei einzelne Nummern ausreicht, immer seltener aber für 40 Minuten Musik am Stück - von einer Band!

Tatsächlich ist es so, dass "Bloom" noch mehr Album ist, als es der allseits hochgelobte Vorgänger "Teen Dream" war. Dies liegt vielleicht daran, dass sich die neuen Songs schwer tun, mit Perlen wie "Silver Soul" oder "Used To Be" mitzuhalten, einfach nicht ganz so stark sind und deshalb weniger hervorstechen. Vielleicht liegt es auch daran, dass Beach House noch einmal daran gearbeitet haben, ihren Sound zu perfektionieren, alles Überflüssige wegzufeilen und abzuschleifen, und dass sie dabei möglicherweise ein bisschen das Songwriting aus den Augen verloren haben.

Doch das ist dann schon jammern auf hohem Niveau. Erst die kommenden Veröffentlichungen werden zeigen, ob sich Beach House zu sehr in ihrem markanten Klanggebilde einnisten, oder ob da nach wie vor der Wille vorhanden ist, große Songs zu schreiben. Erfreuen wir uns für den Moment doch einfach an der Sommerplatte des Jahres.


Unsere Bewertung: 8 von 10 Schallplatten

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