Besucherplus im Nürnberger KunstKulturQuartier

7.2.2017, 16:00 Uhr
Besucherplus im Nürnberger KunstKulturQuartier

© Foto: Kielkowski

Vor dem Ausblick auf das laufende Jahr zog Matthias Strobel, Leiter des KunstKulturQuartiers, eine positive Bilanz für das vergangene: Fast 51.000 Besucher zählten die drei unter dem KuKuQ-Dach vereinten Ausstellungshäuser 2016. Elf Prozent mehr als im Vorjahr – eine Steigerung, die klar auf das Konto der mit 14.000 Besuchern bislang erfolgreichsten NN-Kunstpreis-Ausstellung im Kunsthaus ging sowie auf die Doppelschau zur zeitgenössischen Porträtfotografie, "Mit anderen Augen" (11.100 Besucher). Erstmals hatten Kunsthaus und Kunsthalle dafür gemeinsame Sache gemacht, solche fruchtbaren Kooperationen werden auch 2017 fortgesetzt.

Diesmal sind es Kunsthaus und Kunstvilla, die ab Anfang Mai das 70. Bestehen einer der ältesten und wichtigsten Künstlervereinigungen der Region feiern - mit Ausstellungen und einem Symposium. Die Kunstvilla macht für den "Kreis" sogar Tabula rasa und bestückt auch die Sammlungsräume komplett neu mit Werken von „Kreis“-Künstlern. Damit verschiebt sich das Zeitfenster des für die regionale Kunst ab 1900 bestimmten Hauses ein gutes Stück Richtung Gegenwart.

In einem "Längsschnitt" durch 70 Jahre will Villa-Leiterin Andrea Dippel mit der Ausstellung auch einen zeithistorischen Bogen schlagen – von den Kriegstraumata und Kunstströmungen der Anfangsjahre über die kulturpolitischen Debatten der 60er bis zur Standortbestimmung der heutigen Mitglieder.

Das Kunsthaus startet parallel dazu die Ausstellung "In den Raum". Voran geht der Schau ein zehntägiges Symposium, bei dem alle aktuell 25 Mitglieder vor Ort ihre Arbeiten entwickeln. Interessierte können ihnen dabei täglich von 13 bis 22 Uhr zuschauen und sind zu Diskussionsrunden eingeladen.

Auch jenseits des Kreis-Jubiläums warten beide Häuser mit spannenden Ausstellungen auf. Zweites Highlight in der Kunstvilla ist ab 26. Oktober eine große Retrospektive anlässlich des fünften Todestages des Ausnahmekünstlers Giorgio Hupfer. Im Kunsthaus, wo vom 13. Juli bis 3. September wieder die NN-Kunstpreisschau gastiert – mit ihrer 25. Auflage –, dreht sich ansonsten alles um Landschaften: Ob als gewaltige Simulationen bei Sven Drühl (bereits ab 16. Februar) oder als Modell und gefährdetes Sehnsuchtsmotiv bei dem weltweit renommierten Künstler und Fotografen Thomas Wrede.

Kunsthaus-Kurator Matthias Dachwald hat auch mit dem Komm-Bildungsbereich ein engagiertes Programm für den Glasbau im Künstlerhaus zusammengestellt. Dazu gehört eine Fotoschau des Nürnbergers Jonathan Danko Kielkowski, der mit seinen Bildern aus dem Wrack der 2012 havarierten Costa Concordia internationale Aufmerksamkeit erlangte. Auch seine neue Bilder zeugen so eindrucksvoll wie schauerlich von seinem Faible für Orte, die von „Unter Gang“ erzählen (ab 15. Juni).

Absolut hochkarätig startet Kunsthallen-Chefin Ellen Seifermann am 23. Februar mit Jorinde Voigt ins Jubiläumsjahr – eine Künstlerin, die ausgebildete Cellistin ist und deren musikalische Herkunft unmittelbar in den großformatigen Zeichnungen sichtbar wird. Mit ihrem komplexen Vokabular, das an Notationen erinnert, überführt sie abstrakte Phänomene wie Raum, Zeit und Geschwindigkeit in faszinierende Bildkompositionen. In Nürnberg zeigt Voigt unter anderem zwei raumgreifende Zyklen aus ihrem von Gustav Mahler inspirierten Langzeitprojekt "Song of the Earth".

Auch der Düsseldorfer Benjamin Houlikan bewegt sich souverän zwischen den Kunstformen. In seinen Gemälden, Zeichnungen und Skulpturen verwischen die Gattungsgrenzen, wird Licht körperhaft oder ein Klavier zum fragilen Liniengebilde. Beide Künstler stehen für Seifermann ebenso wie Alicia Frames, die mit ihren Architekturskulpturen Bühnenräume für die Besucher schafft, programmatisch für das Konzept der Kunsthalle: Seit der Eröffnung unter Dietrich Mahlow 1967 ist sie ein offener Raum für die zeitgenössische Kunst mit all ihren Spielarten.

Die finale Jubiläumsschau, die am 6. Dezember eröffnen soll, befindet sich noch in der Planungsphase. Retrospektive, Re-Inszenierung, Dia-Show, neue Arbeiten – vieles ist denkbar. Und danach ist erst einmal Schluss. Von April 2018 bis März 2019 schließt die Kunsthalle wegen der dringend notwendigen Dachsanierung.

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