Bewegter Auftakt bei den Rother Bluestagen

20.3.2018, 17:10 Uhr
Bewegter Auftakt bei den Rother Bluestagen

© Foto: Hans von Draminski

Der Blues bleibt der musikalische Übervater, daran ändert sich auch nichts, nachdem die beiden Bluestage-Chefinnen Monika Ammerer-Düll und Silke Rieger angekündigt haben, dass die 27. Ausgabe des beliebten Bluesfests im südlichen Mittelfranken noch vielfältiger und stilistisch breitbandiger als bisher werden soll. Offen für die Artverwandten war man in Roth immer, sonst wären im Programm der vergangenen Jahre nicht Namen wie James Brown, Alvin Lee oder Uriah Heep aufgetaucht.

Man kann sich freilich jederzeit darauf heraus reden, dass Rock und Pop sich auf den Blues als gemeinsamen Ursprung zurückführen lassen. Und dass der Blick über den Tellerrand zu jeder Zeit erlaubt sein muss.

Zum Auftakt taucht man mit dem Münchner Sänger Daniel Gall alias "San2" samt dessen Begleitcombo "Soul Patrol" tief in Soulgefilde hinab. Gall tritt den Beweis an, dass auch ein weißer Musiker tiefdunkelschwarz klingen kann – und dass er in der Lage ist, dem Genre neue Impulse zu geben. Nach Retro klingt bei diesem Auftritt nämlich nichts. Eher schreiben "San2" und seine Band die Geschichte des Soul weiter. Und da kann es sogar passieren, dass der (allzu) bekannte "Joker" der Steve Miller Band zum angejazzten Partylöwen mit spannenden Harmonieverschiebungen mutiert. Zudem ist Daniel Gall im besten Sinne eine "Rampensau" und versteht es, einen ganzen Saal hin- und mitzureißen.

Damit legt er einen flauschigen roten Teppich für den Blues-Routinier Henrik Freischlader, in Roth fast schon ein Dauergast, aus. Freischlader hat seine aktuelle Tournee unter das Motto "Oldschool" gestellt und setzt auf geradlinige Bluesnummern, in denen er seine virtuose Gitarren-Spieltechnik ebenso wie seine ausdrucksvolle Bluesstimme ausgiebig vorführen kann. Dabei bleibt Freischladers Auftritt trotz neuen Sidekicks ziemlich überraschungsfrei. Er liefert ein rundes, in sich stimmiges Blueskonzert ab, nicht weniger, aber auch nicht mehr.

Explosiv wird es bei den Urgesteinen von "Dr. Feelgood": Seit rund 50 Jahren gibt es die Band. Von den Gründern, die in der Prä-Punk-Ära eine besonders rotzige, freche, andersartige Variante des Rock‘n‘Roll auf die Bühnen nicht nur in England stellten, ist kein einziger mehr dabei. Nachdem Klassiker wie "See You Later, Alligator" oder "Milk and Alcohol" aber sowieso von jedem echten Rockfan mitgegrölt werden können, haben die vier Briten mit ihrem Leadsänger Robert Kane freie Bahn, die Fans zum Kopfstehen und Tanzen zu animieren. In der Kulturfabrik geht der Punk ab – übrigens auch mit einer kräftigen Portion Blues …

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