Brachiale Versöhnungsparty der Red Hot Chili Peppers

6.12.2011, 17:25 Uhr
Brachiale Versöhnungsparty der Red Hot Chili Peppers

© Britta Pedersen (dpa)

Die Präsentation des neuen Werks mittels eines Club-Konzerts in Köln, das in zahlreiche Kinosäle der Republik übertragen wurde, war ebenfalls nicht gerade dazu angetan, die Bedenken der RHCP-Anhänger zu zerstreuen. Jetzt kam das Quartett (ergänzt durch einen Percussionisten) für zwei Konzerte nochmals nach Deutschland. Berlin und München hießen die Stationen, bei denen nach offizieller Lesart das neue Album vorgestellt werden sollte.

Die Eröffnung mit „Monarchy of Roses“ war somit keine Überraschung. Doch insgesamt schaffen es an diesem Abend gerade mal vier Stücke aus der aktuellen CD auf die Setlist. Die grauen Eminenzen namens Anthony Kiedis, Michael „Flea“ Balzary und Chad Smith sowie der Jungspund Josh Klinghoffer haben wohl ganz tief in die Seelen der Mitglieder der RHCP-Gemeinde geblickt und wollten sich nun dieser Verantwortung stellen.

Ein fulminanter Start mit vier, fünf allseits bekannten Songs. Mitwippen ist angesagt, mitsingen ebenfalls, doch glatt poliert klingt anders. Dreckig, rotzig, brachial – so lautete die Devise des Abends. Allen voran Bassist Michael „Flea“ Blazary. Das Kraftpaket hatte seinem Arbeitsgerät scheinbar eine mehrstündige Prügelstrafe angedroht – und er zeigte sich wild entschlossen, dieses Vorhaben in die Tat umzusetzen. Der martialische Auftritt des „Flohs“ wischt jeden Gedanken an einen möglichen Vorruhestand des Rock-Ensemble augenblicklich beiseite. Blazary und Kiedis feiern nächstes Jahr ihren 50. Geburtstag, Schlagzeuger Chad Smith hat diesen Termin gerade hinter sich gebracht. Von den Dreien geht dennoch weit mehr Explosivität aus, als von so mancher Combo, die sich als jung und wild bezeichnet. Als ob es dafür noch einen Beweises bedurft hätte, quert Blazary nach knapp zweistündiger derwischartiger Sprungakrobatik mal schnell im Handstand die Bühne, um danach weiterhin seinen Bass mit schon fast zerstörerischer Wut zu traktieren.

Das schwere Erbe des Gitarristen

Unter besonderer Beobachtung stand zudem Gitarrist Josh Klinghoffer, der John Frusciante vor zwei Jahren ersetzte. Um das Erbe, das der damals gerade 30-Jährige antrat, ist er wahrlich nicht zu beneiden. Doch in München gelingt es ihm durchaus aus dem Schatten des fast übermächtigen Frusciante zu treten. Stück für Stück rückt er Blazary und Smith – nicht nur bildlich gesprochen – auf den Pelz. Auf engstem Raum stehen sich die Drei schließlich gegenüber. Der Bass hebelt einem den Magen aus, die Drums lassen das Trommelfell vibrieren und Klinghoffer windet darüber seine flirrenden Soli als gebe es kein Morgen.

Inmitten dieses tosenden Sturms liefert Sänger Anthony Kiedis in der Olympiahalle ein Meisterstück ab. „Under the bridge“, „Californication“, „Give it away“ – die Gassenhauer dürfen nicht fehlen und werden bräsig-kraftvoll herausgepresst. Regelrecht zelebriert wird jedoch von Kiedis das kraftstrotzende Frühwerk der „Peps“. Mit brutaler Vehemenz arbeitet er sich in Richtung Zugabenteil vor. Wer immer noch auf der Suche nach der Antwort auf die Frage war, ob der Ruhestand der Red Hot Chili Peppers bevorsteht, erhielt mit „You´re Red Hot“, einer Reminiszenz an die Blues-Legende Robert Johnson, „Sir Psycho Sexy“ und "Soul to squeeze" eine klare Ansage: Die RHCP sind zurück in der Zukunft.

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