Brisante Themen aus aller Welt

19.10.2015, 17:00 Uhr
Brisante Themen aus aller Welt

Ähnlich wie in seinem in Nürnberg und Fürth gedrehten Kinoerfolg „Dreiviertelmond“ verbindet Zübert auch in „Ein Atem“ globale gesellschaftspolitische Probleme mit einer sehr intimen Geschichte. Im Zentrum stehen zwei Frauen, eine Deutsche und eine Griechin, die auf der Suche nach einem verschwundenen Kind das Auseinanderbrechen Europas erleben.

Zu den Nachwuchsregisseuren, denen Hof traditionell eine große Plattform bietet, gehört Thomas Stuber, der 2012 für seinen Kurzfilm „Von Hunden und Pferden“ den Studenten-Oscar erhielt und in seinem Spielfilmdebüt „Herbert“ von einem ehemaligen Boxer erzählt, der seinen letzten Kampf auf einer ganz anderen Ebene ausfechten muss.

Kurzes Glück in rauen Zeiten

Vom gefährdeten Leben kurdischer Flüchtlinge in Deutschland handelt „After Springs Comes Fall“ von Daniel Carsenty. In die Zeit des Zweiten Weltkriegs führt „Unser letzten Sommer“ von Michal Rogalski zurück: Zwei junge Polen, ein Deutscher und eine Jüdin entdecken 1943 im besetzten Ostpolen die Liebe und die Musik und sind am Ende zu tragischen Entscheidungen gezwungen. Der Film läuft am 25. Oktober auch im Nürnberger Cinecittà, Rogalski ist anwesend.

Nah am Puls der Zeit ist auch das internationale Programm mit Filmen aus 14 Ländern. Viele davon handeln vom Leben zwischen den Kulturen und beruhen oft auf wahren Begebenheiten. Aus dem Jemen kommt „I am Nojoom, Age 10 and Divorced“. Regisseurin Khadija Al-Salami erzählt darin die Geschichte eines zehnjährigen Mädchens, das sich scheiden lassen will. Ein gern verdrängtes Thema packt der Franzose Laurent Larivière an, der in „Je suis un Soldat“ von der Scham nach dem Jobverlust erzählt.

Stark vertreten sind die Dokumentarfilmer mit 28 Werken, darunter zahlreiche Musikfilme, Künstlerporträts und Beiträge über die brisante Weltlage. Von Multimediakünstlerin Laurie Anderson ist das sehr persönliche Essay „Heart of a Dog“ zu sehen, „Janis: Little Girl Blue“ gibt Einblick in das Leben von Pop-Ikone Janis Choplin. Wiltrud Baier und Sigrun Köhler begaben sich für „Wer hat Angst vor Sibylle Berg“ auf eine abenteuerliche Reise mit der provokanten Bestsellerautorin.

Als Sondervorführung wird „Hawar“ gezeigt, der vom Genozid an den Jesiden seit August 2014 erzählt. „Last Refugee“ schildert das Leben einer syrischen Familie in einem Dinslakener Übergangswohnheim. Bizarres dürfte „Die kleinste Armee der Welt“ zutage fördern, in dem Martin Gerner zwei „Bavarian Taliban“ begleitet, die eine neue Willkommenskultur in Bayern erproben wollen. Dass in diesem Jahr erstmals der mit 7500 Euro dotierte Hofer Dokumentarfilmpreis, der „Granit“, vergeben werden kann – gestiftet von der Hermann und Bertl Müller Stiftung – freut Festivalchef Heinz Badewitz angesichts der starken Präsenz des Genres besonders.

Eine Entdeckung dürfte das Werk von Christopher Petit sein, dem die Retrospektive gewidmet ist. Seinen ersten Film, „Radio On“, realisierte er nach einer Begegnung mit Wim Wenders 1979. Über Wenders drehte er auch das Porträt „Flying Fish over Hollywood“. Insgesamt sind 16 Filme des 66-jährigen Briten zu sehen, die seine Entwicklung vom Spielfilmregisseur zum Dokumentarfilmer und Experimental-Künstler aufzeigen.

www.hofer-filmtage.de

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