Cranach-Fantasie, von einer Frau dirigiert

19.10.2015, 18:24 Uhr
Cranach-Fantasie, von einer Frau dirigiert

© Foto: pr

Das Konzert in der Meistersingerhalle stand unter dem Titel „Frauen? Power!“ – zu Recht, denn neben der niederländischen Geigerin Liza Ferschtman als Solistin leitete die estnische Dirigentin Kristiina Poska die Symphoniker. Eine Frau am Pult – das ist immer noch eine Rarität! Die Komponisten der aufgeführten Stücke waren allerdings, wie fast immer – männlich.

Den Auftakt machte die Uraufführung „Cranach“, eine symphonische Fantasie für großes Orchester von Marc-Aurel Floros (Jahrgang 1971), der auch für seine in Zusammenarbeit mit Lebensgefährtin Elke Heidenreich entstandenen Opern bekannt ist.

In seiner Cranach-Fantasie, einem Auftragswerk der Nürnberger Symphoniker zum 500. Geburtstag von Lucas Cranach dem Jüngeren am 4. Oktober 2015, werden Stationen aus dem Leben des Malers in Töne gefasst. Das Werk ist postmodern und wendet sich von der Strenge zeitgenössischer atonaler Musik ab – so wie sich auch der jüngere Cranach von den starren Malkonventionen, denen sein Vater noch folgte, löste. Die 15-minütige, abwechslungsreiche Fantasie bietet viel Rhythmik im Teil „Werkstatt“, aber ebenso Liebevoll-Sangliches, wenn es um Cranachs „Mutter und Jugend“ geht. All das wird von den Symphonikern souverän unter Poskas umsichtiger Leitung umgesetzt. Die Dirigentin ist nicht nur Linkshänderin, sie meistert ihr Dirigat auch „mit links“.

Prokofjew griff zu den Kastagnetten

Der nächste Komponist, Sergej Prokofjew, ist in seinem Violinkonzert Nr. 2 in g-Moll ebenfalls eher versöhnlich als provozierend. Seine „wilde“ Periode ist 1935, als das Stück entstand, vorbei, und im letzten Satz überrascht das Konzert gar durch den Einsatz von Kastagnetten – schließlich wurde es in Madrid uraufgeführt. Die Violinistin Ferschtman überzeugt nicht nur mit technisch-musikalischem Können, sondern auch mit viel spielerischer Leidenschaft.

Antonín DvoÝáks Symphonie Nr. 7 in d-Moll bildet den Abschluss dieses Nachmittags. Auch hier zeichnet die zierliche Dirigentin wieder ein stimmiges Bild, einschließlich der beeindruckenden Schlussakkorde.

Frauenpower gab es in diesem Konzert. Interessant wäre es natürlich gewesen, auch weibliche Komponisten mit ins Programm zu bringen. Die allerdings sind immer noch rar.

Keine Kommentare