Das Ding der Woche: "Wackersdorf"

20.9.2018, 21:06 Uhr
Das Ding der Woche:

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"Wackersdorf" ist für mich der Film der Stunde. Gerade kämpfen Naturschützer im Hambacher Forst in Nordrhein-Westfalen um den Erhalt eines Waldgebietes, das zur Braunkohlegewinnung gerodet werden soll. Und wieder besteht ein Energieunternehmen – in diesem Fall die RWE – aus eigennützigem Profitdenken auf die von der Politik genehmigte Abholzung der Bäume.

In Wackersdorf trat damals der Schwandorfer SPD-Landrat Hans Schuierer an die Spitze der Demonstranten, zu denen Pfarrer, Lehrer, Hausfrauen, Söhne und Töchter gehörten und bald auch tausende Unterstützer aus der ganzen Republik. Dabei war Schuierer anfangs ein Befürworter der WAA, die der heftig kriselnden Oberpfalz eine Menge Arbeitsplätze versprach. Doch er machte sich kundig über die Gefahren einer atomaren Wiederaufarbeitungsanlage, hörte sich die Argumente der Gegner an und stellte das Gemeinwohl am Ende über wirtschaftliche Interessen.

"Wackersdorf" setzt einem Politiker ein Denkmal, der gerade heute wieder Vorbildcharakter hat. Zugleich erinnert der Film an die skandalösen Methoden der CSU-Regierung unter Franz Josef Strauß, die beim Versuch, die WAA-Gegner mundtot zu machen, selbst vor Rechtsbruch nicht zurückschreckte und dem Landrat das ihm zustehende Genehmigungsrecht mit der "Lex Schuierer" dreist entzog.

Dass der Film seinen Kinostart kurz vor der Landtagswahl in Bayern hat, bei der mit Markus Söder ein erklärter Strauß-Fan zur Wiederwahl antritt, ist natürlich reiner Zufall.

Die Redakteure des NN-Feuilletons durchforsten regelmäßig die Riesenflut von Neuerscheinungen und Events und präsentieren einmal pro Woche ihr ganz persönliches Highlight - "Das Ding der Woche". 

 

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