Den Wald vor lauter Bäumen sehen

14.4.2010, 00:00 Uhr
Den Wald vor lauter Bäumen sehen

»Weihnachten» heißt eine Fotografie von Petra Simon, die einen krassen Gegensatz zeigt. Darauf sieht man nämlich eine vertrocknete Fichte, die von leuchtendem Blattwerk eingerahmt wird. Der KOMM-Bildungsbereich präsentiert die Ausstellung »Forsten» der Nürnberger Fotografin. Eröffnung ist heute Abend um 20 Uhr im Künstlerhaus.

Ziel ist es, den Reichswald in den Fokus zu stellen. Egal ob dies jetzt als »Grüne Lunge» für erholungsbedürftige Städter oder als Ort romantischer Schwelgerei geschieht. Drohende Abholzungen durch die geplante Nordspange am Flughafen oder die sich metastasenartig ausbreitenden Industrie- und Gewerbegebiete sind Gegenstand eines die Ausstellung flankierenden Begleitprogramms.

Für »Forsten» begab sich Simon mehrere Male mit schwerem Kameragepäck in die Untiefen des Veldensteiner Forsts bei Bernheck. Das Waldgebiet befindet sich etwa 30 Kilometer östlich von Nürnberg. Der Kiefern- und Fichtenwald ist mit seinen rund 70 km² Fläche eines der größten zusammenhängenden Waldgebiete in Bayern. Bewusst wollte die Fotografin den Forst von innen heraus porträtieren.

»Ich brauchte Zeit, um mit dem Thema vertraut zu werden. Die Bilder werden dominiert von harten Licht- und Schattenkontrasten. Bei manchen Fotos entstand annähernd ein 3-D-Effekt», erklärt Simon.

Die Fotografien von »Forsten» sind zutiefst subjektiv geprägte Momentaufnahmen. Auf den ersten Blick erscheint der Wald wie jungfräulich. Erst bei intensiverer Betrachtung werden die Spuren der Forstwirtschaft erkennbar.

Auf einer der großformatigen Aufnahmen erscheint der Steckerlaswald als sehr fragiles Ensemble. »Die Schwangere» zeigt einen verkrüppelten Baum mit 8-Monats-Bauch. Einmal wurde das Ausstellungsziel »Den Wald in die Stadt holen» wortwörtlich genommen. Das Bild mit dem Titel »Heimat» beinhaltet ein mit der Nummer 11 versehenes Vogelhäuschen. Das Original hängt im Kopfbau des Künstlerhauses, die Bewohner verblieben im Veldensteiner Forst . . .

Als Ergänzung können die Installationen mit dem Motto »Holzen» betrachtet werden. Eine Kunstaktion des Trios Geim, Meinetsberger und Pfisterer. »Wir wollen nicht mit den Bilder konkurrieren», unterstreicht Werner Geim. Vielmehr sollen die Fichtenstämme und Holzscheite den Geruch und die Haptik des Waldes in den von Stahl und Glas dominierten Ausstellungsort verankern. Thomas Susemihl

Bis 30. Mai. Künstlerhaus, Königstraße 93, 1. OG. Täglich 10 – 20 Uhr

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