Depeche Mode - Delta Machine: Der Fluch der Vergangenheit

25.3.2013, 15:44 Uhr
Depeche Mode - Delta Machine: Der Fluch der Vergangenheit

© Anton Corbijn / Sony

Als langjähriger Fan von Depeche Mode ist es ein schmerzhafter Reflex, nahezu zwanghaft jedes neue Album der Band mit ihren legendären Klassikern aus den 80ern und 90ern vergleichen zu müssen. Ein Ding der Unmöglichkeit aber ist es, als langjähriger Fan ein neues Album zu rezensieren, ohne sich dabei auf die übermächtige Vergangenheit von Depeche Mode zu beziehen. Eine Vergangenheit, die in Gestalt eines Menschen daher kommt: Alan Wilder, der die Band im Juni 1995 verließ.

Letztlich waren es erst Wilders Arrangements, die Martin Gores Songs zu düsteren Meisterwerken und Depeche Mode zu Giganten des Weltschmerzes machten, die bei ihren Konzerten auch heute noch problemlos ganze Fußballstadien füllen. Legendäre Alben wie "Music For The Masses", "Violator" oder "Songs Of Faith And Devotion" wären ohne Wilder nie in ihrer bekannten Form entstanden.

Und so hört sich der langjährige Fan jedes neue Album nach Wilders Ausstieg an und wartet auf diese unvergleichlichen Gänsehaut-Momente, in denen er von turmhohen, dunklen Wänden aus Musik verschlungen wird. Auf "Delta Machine" allerdings ist die Warterei größtenteils vergebens.

Einige deutliche Durchhänger

Um es gleich vorneweg zu sagen: Das bedeutet nicht, dass das Album schlecht wäre. Es setzt den eher minimalistischen, von verzerrten Synthesizern geprägten Stil des Vorgängers "Sounds Of The Universe" konsequent fort und beinhaltet durchaus einige wohltuend düstere Stücke mit Ohrwurm-Potential. Im ersten Drittel zumindest, denn ab "My Little Universe" leistet sich das Album einige deutliche Durchhänger, die im erschreckend uninspirierten Stakkato-Gestampfe "Soft Touch/Raw Nerve" ihren unschönen und ziemlich nervigen Höhepunkt finden.

Erst ab dem von Sänger Dave Gahan geschriebenen "Should Be Higher" werden die Songs wieder atmosphärischer und nehmen Fahrt auf, bis das Album schließlich in "Goodbye" einen vom Titel her passenden und musikalisch würdigen Abschluss findet. Die Käufer der Deluxe Edition allerdings bekommen noch vier weitere Titel zu hören.

Und da ist er dann plötzlich nach 13 Tracks doch, der heiß ersehnte Depeche-Mode-Moment. Die lange vermisste schwarze Wand. Nicht so hoch und schwarz wie früher, aber trotzdem: "Long Time Lie" ist ein wunderbar schwerfälliger und dunkler Song, der schon für sich genommen den Aufpreis für die erweiterte Edition vollkommen rechtfertig. Ein Song, der förmlich darum bettelt, auf einer Depeche-Mode-Party gespielt zu werden und die schwarzgekleideten Massen in Bewegung zu setzen.

Versöhnliches Ende

So kommt das Album letztlich doch irgendwie zu einem versöhnlichen Ende. Martin Gore allerdings sollte bei der Ankündigung neuer Alben (die mit ziemlicher Sicherheit kommen werden) allmählich leisere Töne anschlagen, denn das beste Album von Depeche Mode ist "Delta Machine" keinesfalls. Nicht einmal ansatzweise.

Aber vielleicht ist es auch einfach an der Zeit, die Vergangenheit ruhen zu lassen und sie nicht immer wieder hervorzukramen. Auch wenn es bei Depeche Mode unendlich schwer ist, die guten alten Zeiten loszulassen. Die guten, alten, dunklen Zeiten.

 

Wertung:

Bewertung 6

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