Der Witz macht alle gleich

13.5.2018, 18:51 Uhr
Der Witz macht alle gleich

© Foto: Gaudenz Danuser/PR

Die Bühne sieht aus wie ein Zirkuszelt und Bülent Ceylan ist Impresario, Magier und Dompteur in einer Person. Dabei lässt er keine wilden Tiere durch den Reifen springen, sondern sein Publikum. Die rund 6000 Gäste werden ständig einbezogen und angesprochen, eine Kunst, die Ceylan trotz der riesigen Halle perfekt beherrscht.

Bald hat er eine Kumpel-Ebene geschaffen und man fühlt sich wie auf einer privaten Party, die er mit viel schrägem Humor umkrempelt. Diesen Typen muss man mögen. Sein Spezial-Thema: Die heilende Wirkung des Lachens. Aber weil er ja nicht Dr. Hirschhausen ist, geht er es so an, wie man es von ihm kennt: international. Der 42-jährige Mannheimer präsentiert, wie in verschiedenen Ländern gekichert, geprustet und gewiehert wird. Sogar abnehmen könne man, indem man die Lachmuskeln betätigt. Sein Sonder-Tipp: Jogger auslachen.

Politiker in der Selbsthilfegruppe

Ceylan startet ein Kopfkino: Bei ihm treffen sich die autoritären Potentaten Trump, Erdoðan, Kim Jong-un und Putin in der Selbsthilfegruppe der "Anonymen Choleriker" – aber nicht, um Kriege zu planen, sondern um Witze zu erzählen. Und dann platzt auch noch Hitler mit seiner "SS-Störung" dazwischen.

Apropos Trump: Dem Frauenbegrapscher verordnet Ceylan eine Therapie im mexikanischen Männerknast. Und Erdoðan? Hier zeigt er klare Kante und lehnt dessen undemokratischen Regierungsstil ab. Mutig wendet er sich an die türkische Community und fordert sie auf, sich nicht mundtot machen zu lassen. Überhaupt gibt der Spaßmacher sich politischer als früher. Zwar schlüpft er wieder in seine beliebten Figuren, aber nur am Rande.

Mit Wallehaar

Macho-Muskelprotz Hasan erzählt eine moderne, türkische Variante von Hänsel und Gretel, der schüchterne Harald ist nicht stressresistent gegenüber Behörden und die kieksende Pelzhändlerin Anneliese versucht erfolglos, auf einer Kur abzunehmen. Verwandelt zeigt sich der deutschnationale Hausmeister Mompfred: Seine Frau hat einen Nazi-Kampfhund namens Wotan ins Haus gebracht, der ihn zur Weißglut treibt und nun umerzogen werden muss. Ansonsten bleibt es dabei: nationale Eigenheiten werden liebevoll aufgespießt und Vorurteile neckisch entlarvt.

Vor dem Witz sind hier alle gleich. Natürlich bringt der Kurpfälzer Heavy-Metal-Fan auch sein herrliches Wallehaar zum Einsatz, lässt die Kamera Menschen aus dem Publikum herauspicken und kommentiert sie im besten Stand-up-Stil. Am Ende dankt er seinen Fans für 20 erfolgreiche Jahre auf der Bühne mit der Ballade "Ohne euch" und der Saal singt gemeinsam: "Wir haben Spaß statt Hass". So soll es sein.

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