Deutsch-chinesisches Musiktreffen

26.10.2015, 22:01 Uhr

Das Requiem for the Earth des chinesischen Komponisten Guan Xia gedenkt der fast 70 000 Todesopfer des Erdbebens in Sichuan von 2008, orientiert sich aber klanglich an westlicher Musik. Allerdings folgt es nicht der christlichen Liturgie, sondern besteht aus vier Teilen, von denen drei aufgeführt wurden. Am Dirigentenpult stand der ruhige, aber zuweilen gestisch ausschweifende En Shao. Das Werk ist sehr eingängig beim „Anblick der Sterne“ (Gazing at the Stars), bei „grenzenloser Liebe“ (Boundless Love) und „Engelsflügeln“ (Wings of Angels). Die Sopranistin Yunjing Wang, Mezzosopranistin Chunqing Zhang, Bassbariton Keqing Liu und Tenor Weiguo Sun, der für Honxing Tan einsprang, da dieser kein Visum für Deutschland bekam, sangen inbrünstig.

Der Chor beeindruckte durch Präzision und dynamische Abstufungen. Exotische Momente gab es weniger. Zwar sorgten drei große Glocken für China-Feeling und auch für Friedhofsstimmung im letzten Satz, aber das Requiem an sich ist im westlichen Musikstil komponiert, mit Melodien zum Wohlfühlen. Den exotischen Höhepunkt stellte der Auftritt He Wangjins dar, der im 4. Satz im traditionellen Kostüm des Nomadenvolks der Qiang seine Qiang-Flöte spielte – die er auch selber baut. Das Instrument erinnert vom Klang an einen Dudelsack und erzeugte zusammen mit dem gehaltenen Ton der Orgel (gespielt von Florian Kaplick) durch minimale Tonhöhenunterschiede eine fast grausam wirkende Schwebung.

Im deutschen Werk, der Carmina Burana von Carl Orff, wieder mit deutsch-chinesischem Chor, chinesischem Sopran und Bassbariton sowie dem jungen Chor der Musikschule Nürnberg, geht es fast exotischer zu als im Requiem. Dieser Bestseller des deutschen Chorrepertoires mit mittelalterlichen Harmonien wurde zackig unter der Leitung von Gordian Teupke interpretiert.

Es entstand eine mitreißende Darbietung mit dem Highlight des gebratenen Schwans in Form von quäkenden Bläsern und launigem Schwan- Tenor Uwe Demel. Ein wirklich gut gelungenes deutsch-chinesisches Konzert, das im Publikum Jubel fand.

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