Die Bürger als Teil des Bühnenbetriebs

4.5.2015, 14:50 Uhr
Die Bürger als Teil des Bühnenbetriebs

© Foto: Theater

wenn die schon eher zögerlich ins Theater kommen. Auslastungszahlen nennt Intendantin Katja Ott nicht, es gibt auch Dauerbrenner wie „Werther“ und Überraschungs-Bestseller wie das Stück „Atmen“ in der Garage. Aber auffallend oft bleiben im Markgrafentheater selbst bei Premieren viele Sitze leer. Das soll sich in der kommenden Spielzeit ändern, denn das Theater will der Stadt und ihren Bürgern näher kommen. „Der aktuelle Spielplan ist ein bisschen sperriger, 2015/16 wollen wir die Leute mitnehmen und kommunikativ werden“, sagt Ott.

„Wir fragen uns: Wie kann Stadttheater in Zukunft aussehen. Was ist unsere Rolle in einer divergierenden Stadtgesellschaft. Wir sprechen Menschen aus ganz unterschiedlichen Sozial- und Bildungsschichten an und wollen wissen, was das Spezifische an Erlangen ist“, fasst die Intendantin zusammen.

Die Erlanger müssen mit dem kleinen Etat von rund 3,5 Millionen Euro auskommen, drei von acht Schauspielern im Ensemble werden im Sommer ersetzt. Weil eine Dramaturgenstelle wieder besetzt werden konnte, sollen auch Rahmenangebote ausgeweitet werden: Es gibt öffentliche Proben und Matineen, die nun „Früh-Stück“ heißen und beim Schmausen Zuschauer und Theaterleute zusammenführen.

Kooperieren will man auch mit Kulturinstitutionen der Stadt: Für den Sommer 2016 ist eine Zusammenarbeit mit der Theaterwissenschaftlichen Fakultät geplant, die einen Installations-Parcours rund um die „Odyssee“ erarbeiten soll, das Stück, das am Ende der Spielzeit im Markgrafentheater zu sehen sein wird.

„Außerdem lassen wir uns einladen“, sagt Ott fröhlich: Die Theaterleute wollen mit interessierten Bürgern kochen und über Theater plaudern, und zwar in deren Wohnungen.

Auf der Recherche nach Menschen, die etwas über ihre Stadt erzählen können, steigen die Theatermacher auch in ein (zufällig gewähltes) Taxi und lassen sich zu Menschen fahren, die der Fahrer für interessant hält. Einige von ihnen werden auch auf der Bühne der Garage stehen. Premiere von „Wer ist Erlangen“ ist am 26. September. Tags zuvor eröffnet „Nathan der Weise“ im großen Haus die Spielzeit. Katja Ott führt selbst Regie.

Liederabend mit Ortsbezug

Ein „Heimatchor“, möglicherweise wieder aus Erlanger Bürgern, kommentiert das Stück „Wir sind keine Barbaren!“ von Philipp Löhle, der sich mit „Genannt Gospodin“ in Erlangen einen Namen gemacht hat (Premiere 17. Oktober) . „Sweet Home Europa“ heißt ein Stück des Italieners Davide Carnevali, in dem sich zwei Männer und eine Frau aus unterschiedlichen Kulturkreisen treffen (4. Dezember).

Ein Liederabend, ebenfalls zum Thema Heimat, steht für Februar an. Dabei geht es wie auf einer Showbühne zu: Wer sich am besten darstellt, bekommt eine Platz in Erlangen. Als Mediensatire kommt das Jugenstück „heimat.com“ daher (3. Juni, Garage).

Mit Tschechows „Drei Schwestern“ ist ein zweiter Klassiker eingeplant (auch so ein Stück über Heimat-Sehnsucht). Die gebürtige Ukrainerin Elina Finkel wird den Text nicht nur inszenieren, sondern auch neu übersetzen (4. April). Außerdem planen die Erlanger noch die Dramatisierung des Romans „Mittelreich“ von Josef Bierbichler. Allerdings sind die Rechte-Verhandlungen mit dem Verlag noch nicht abgeschlossen.

Karten und Infos: 0 91 31/ 86 25 11

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