"Die lustige Witwe" in Nürnberg

7.11.2017, 13:41 Uhr

© Foto: Jutta Missbach

Eine nette Idee von Regisseur Thomas Enzinger war, Karl Marx Saxofon blasend als running gag durch die Szene marschieren zu lassen. Ansonsten ließ Enzinger die drei Akte ziemlich konventionell abspulen. Seit Sommer ist der Wiener Chef des Lehár-Festivals in Bad Ischl und darf sich von Amts wegen ständig mit der Belle Epoche beschäftigen. Toto hatte ein praktisches Laubengang-Halbrund erfunden, vor dem sich eine geräumige Spielfläche findet, und viel Fantasie in die Kostüme investiert.

Bezeichnend allerdings für die Operetten-Not in Nürnberg: Das Buffo-Duo läuft dem Hauptpaar den Rang ab. Martin Platz gibt einen hinreißend sportiven Rosillion mit verführerischem Schmelz und Charisma in der Stimme, während seine angebetete Valencienne (Ina Yoshikawa) tänzerisch und sängerisch leichtfüßig durch die Ballnacht wirbelt. Ludwig Mittelhammer ist zwar ein sehr ansehnlicher Danilo, aber ihm geht der aristokratische Aplomb ab, der einfach zu der Rolle gehört.

Auch Isabel Blechschmidt versieht ihre Hanna in aufregenden Roben mit viel Charme und Koketterie. Gesanglich bleiben jedoch nicht nur durch ihre scharfen Mittel- und Höhenlagen einige Wünsche offen. Zumal es auch an Textverständlichkeit mangelt, wozu allerdings auch die unglücklich am Boden installierte Mikrofonverstärkung ihren Teil beiträgt. Das Getrampel der Grisetten (und Griseure) ist deutlicher zu vernehmen als manche verbale Pointe. . .

Pius Maria Cüppers gab dem dienstbaren Njegus (kleiner Verweis auf die montenegrinische Dynastie Petrovic-Njegoš) zuweilen eine Spur zu viel Trotteligkeit. Immerhin rettete Petro Ostapenko kurzfristig den "Weiber-Marsch". Der wurde von der philharmonischen Auswahl ebenso schmissig in Klangszene gesetzt wie die eleganten Entr‘ Acts oder das süffige Flair "flüsternder" Geigen. Guido Johannes Rumstadt hielt auf Delikatesse und sicherte die instrumentale Substanz der Ohrwurm-Parade. Um ehrlich zu sein: A bisserl fad war‘s scho.

 

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