Keine freie Meinung?

Diskurs in Deutschland "komplett vergiftet": Monika Gruber holt vor Ruhestand zum Rundumschlag aus

18.3.2024, 15:26 Uhr
Monika Gruber spricht auf der berüchtigten Demo in Erding.

© Matthias Balk/dpa Monika Gruber spricht auf der berüchtigten Demo in Erding.

Es mutet beinahe absurd an: Monika Gruber füllt die Hallen der Republik, polarisiert mit Auftritten und Büchern und verdient damit ihr Geld. Dann verkündet sie ihren Rückzug, spielt einen letzten Auftritt in der vollen Münchener Olympiahalle. Nun erklärte sie gegenüber "Servus-TV" ihren Abschied so: "Ich hab einfach Angst davor, dass ich schlechter werde und dass die Leute irgendwann im Publikum sitzen und sagen: 'Mei, Gruberin, früher war's lustiger.' Es heißt immer, man muss aufhören, wenn es am schönsten ist – das ist jetzt." Gegenüber der "Münchener Abendzeitung" sagte die 52-Jährige, dass auch private Gründe eine Rolle bei ihrer Entscheidung gespielt haben: "Ich will einfach mal wohnen und daheim sein. Meine Mama ist 79, mein Vater 85. Ich will endlich mal Zeit mit meinen Eltern und der Familie genießen. Die sind in den letzten Jahren viel zu kurz gekommen".

Aber wer Monika Gruber in den letzten Jahren verfolgt hat, ahnt: Dabei bleibt es natürlich nicht. Ähnlich wie Thomas Gottschalk im "ZDF" nutzt Gruber ihren Abschied, um vor einer breiten Öffentlichkeit zu erzählen, dass man ja nichts mehr sagen darf. Im Interview mit der "Bild" ist von persönlichen Gründen und dem eigenen Alter keine Rede mehr. Hier behauptet die Kabarettistin: "Die veröffentlichte Meinung hat sich dermaßen nach links verschoben, dass jeder, der sich der bürgerlichen Mitte zugehörig fühlt […] unmittelbar beschuldigt wird, rechts oder gar rechtsextrem zu sein". Und: "Der Diskurs in Deutschland ist leider komplett vergiftet."

Erst kürzlich war die Kabarettistin für Aussagen in ihrem Buch "Willkommen im falschen Film" in die Kritik geraten. Darin nannte sie Grünen-Politiker "Wärmepumpenfetischisten" und "verblendete Woke-Aktivisten". Im Rahmen des Buches kam es zu einem Rechtsstreit zwischen Gruber und einer Bloggerin. Diesen hatte die 52-Jährige mittlerweile vor Gericht gewonnen. Die Bloggerin hatte Gruber wegen der Nennung ihres Klarnamens und weiterer Äußerungen zu ihrer Person angezeigt. Doch ihre satirischen Aussagen in dem Buch "Willkommen im falschen Film" seien "zulässige Meinungsäußerung", urteilte der zuständige Richter im Februar. Die Richter geben Gruber also recht - sie kann ihre Meinung frei äußern.


Auch im "BILD"-Interview geht Gruber gnadenlos mit der aktuellen Politik ins Gericht, suggeriert aber gleichzeitig, sie könne ihre Meinung nicht mehr frei äußern – nachdem sie ihre Meinung geäußert hat: "Die derzeitigen Politiker scheinen völlig vergessen zu haben, dass sie von unser aller Steuergeldern bezahlt werden und gewählt wurden, um Schaden vom deutschen Volk abzuwenden. Sie haben vielmehr jegliches Gespür für die Bedürfnisse der Menschen verloren. Ich werde mir ganz sicher niemals den Mund verbieten lassen. Auch wenn es unbequem ist."

Wer Gruber den Mund verbieten will, erklärt sie allerdings nicht. Warum sie sich von der Bühne zurückziehen und gleichzeitig nicht den Mund verbieten lassen will, lässt sie ebenfalls offen. Offenbar ist sich die Kabarettistin selbst noch nicht ganz im Klaren, weshalb sie ihre Karriere an den Nagel hängt. Ein Comeback hat sie allerdings auch nicht ausgeschlossen.