Draufgänger und Freigeist: Kirk Douglas wird 100 Jahre alt

9.12.2016, 12:48 Uhr
Gratulation! Schauspielerlegende Kirk Douglas feiert seinen 100. Geburtstag.

© Paul Buck (dpa) Gratulation! Schauspielerlegende Kirk Douglas feiert seinen 100. Geburtstag.

Kirk Douglas hat das Tempo etwas gedrosselt. Vor fünf Jahren half er mit Ehefrau Anne (97) an Thanksgiving noch tatkräftig mit, Truthahnessen an Obdachlose in Los Angeles zu verteilen. Nun lässt er sich nur noch selten in der Öffentlichkeit blicken. Als ihn der Jüdische Weltkongress Mitte November in New York mit einem Preis für sein Engagement für die jüdische Kultur ehrte, nahm Oscar-Preisträger Michael Douglas die Auszeichnung im Namen seines Vaters entgegen, zu dem er nicht immer ein gutes Verhältnis hatte.

Er sei, so Michael Douglas, "super stolz" auf seinen Dad, der sich als Sohn jüdisch-russischer Einwanderer aus ärmsten Verhältnissen hochgearbeitet habe und nun sein Millionenvermögen für gute Zwecke spende.

In Forchheim (Bild) und Bamberg drehte Kirk Douglas 1961 den Film "Stadt ohne Mitleid" mit Christine Kaufmann.

In Forchheim (Bild) und Bamberg drehte Kirk Douglas 1961 den Film "Stadt ohne Mitleid" mit Christine Kaufmann. © Foto: NN-Archiv

Mit 100 Jahren arbeite er an einem weiteren Buch, basierend auf Briefen, die er seiner Frau Anne geschrieben habe. Beim Schreiben nimmt Kirk Douglas kein Blatt vor den Mund. In einem Blog bei der Huffington Post warnte der liberale Star mit dem markanten Kinn Mitte September vor den Folgen eines Wahlsieges von Donald Trump. In seinem Eintrag zitierte er aus einer Wahlkampfrede des Republikaners, die sich gegen Einwanderer richtete.

"Dies sind nicht die amerikanischen Werte, für deren Schutz wir im Zweiten Weltkrieg gekämpft haben", wetterte Douglas. So eine Panikmache eines US-Präsidentschaftskandidaten habe er nie zuvor erlebt. Er selbst sei 16 Jahre alt gewesen, als 1933 ein Mann in Deutschland an die Macht kam, den zuerst niemand ernst genommen habe. "Er wurde als Clown angesehen, der unmöglich ein gebildetes, zivilisiertes Volk mit seinen nationalistischen, hasserfüllten Reden täuschen konnte", so Douglas. Er sei immer sehr stolz darauf gewesen, Amerikaner zu sein. In der Zeit, die ihm noch bleibe, werde er dafür beten, dass sich das nicht ändert.

"Man ließ mich nicht mal Zeitungen austragen"

Seine Karriere musste sich Douglas anfangs hart erkämpfen. Als Sohn jüdisch-russischer Einwanderer unter dem Namen Issur Danielovitch Demsky geboren, wuchs er mit sechs Schwestern im US-Bundesstaat New York auf. "Man ließ mich nicht mal Zeitungen austragen", erzählte er in einem Interview. Juden, vor allem arme, wurden ausgegrenzt. Mit Jobs als Hausmeister und Ringer auf Jahrmärkten finanzierte er sein Studium.

Nach dem Krieg hatte er Glück. Seine frühere Klassenkameradin Lauren Bacall, die Douglas schon kleinere Rollen am Broadway verschafft hatte, empfahl ihn in Hollywood. Als Alkoholiker-Ehemann von Barbara Stanwyck debütierte er 1946 in dem Film "Die seltsame Liebe der Martha Ivers" so überzeugend, dass schnell weitere Hauptrollen folgten, etwa in "Glasmenagerie" und "Reporter des Satans".

Douglas spielte in mehr als 80 Filmen mit, oft unter großen Regisseuren wie Billy Wilder, Otto Preminger und Elia Kazan. Allein mit seinem Freund Burt Lancaster stand er siebenmal vor der Kamera - vom Gangsterdrama "14 Jahre Sing Sing" bis hin zu der selbstironischen Gaunerkomödie "Archie & Harry - Sie können’s nicht lassen". Dreimal wurde er für den Oscar nominiert: für die Rolle des rücksichtslosen Boxers in "Zwischen Frauen und Seilen", für den machtbesessenen Filmproduzenten in „Stadt der Illusionen“ und für sein eindrucksvolles Künstlerporträt "Vincent van Gogh - Ein Leben in Leidenschaft". Erhalten hat er 1996 dann den Ehren-Oscar für sein Lebenswerk.

Wie viele seiner Helden hat auch Douglas sich nie dem Druck von oben gebeugt. Mit der Gründung einer Produktionsfirma wurde er sein eigener Herr. Er gab ihr den Namen seiner aus der Ukraine stammenden Mutter Bryna. Für die Großproduktion "Spartacus" (Regie: Stanley Kubrick) verpflichtete er Dalton Trumbo als Drehbuchautor, obwohl dieser damals auf der schwarzen Liste der geächteten kommunistischen Künstler stand. Er selbst trumpfte in dem teuren Historienepos als der legendäre Sklavenanführer auf.

Mit seinem Oscar-gekrönten Sohn Michael ("Wall Street") stand Douglas zum ersten Mal 2003 gemeinsam vor der Kamera - in der autobiografisch angehauchten Komödie "Es bleibt in der Familie".

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