Erwachsenwerden ist ganz schön schwierig

22.1.2016, 12:49 Uhr
Erwachsenwerden ist ganz schön schwierig

© Foto: Gostner

Ganz am Anfang lässt Regisseurin Silke Würzberger ihre namenlose Hauptfigur italienisch sprechen. Das liegt nahe, erstens stammt die Romanvorlage für das Stück von dem italienischen Autor Christian Frascella, und zweitens ist der in Kalabrien geborene Schauspieler Daniele Veterale in der Sprache zu Hause. Doch völlig zurecht spielt diese Reminiszenz ans Mediterrane sehr bald keine Rolle mehr. Denn die Geschichte, die hier verhandelt wird, könnte überall passieren, auch gleich nebenan, irgendwo im Gostenhofer Kiez.

Der 17-Jährige, um den sich alles dreht, hat eine Menge Probleme, einige davon resultieren aus seiner kaputten Rumpf-Familie — die Mutter ist mit einem jüngeren Lover auf und davon, der Vater ist Gelegenheitsarbeiter mit Alkoholproblem und einer neuen Flamme, die Schwester ist Papas Liebling und ebenfalls frisch verliebt. Doch dass ihn keiner wirklich mag, liegt auch an dem jungen Mann selbst. Daniele Veterale spielt ihn als veritablen Kotzbrocken mit abenteuerlich pubertärer Selbsteinschätzung, doch immer wieder scheint auch durch, dass hier einer um den Respekt (und letztlich die Zuneigung) seiner Mitmenschen ringt.

Nach außen hart, innen weich — eine Ausgangssituation, die man aus Jugendtheater-Stücken und Coming-of-Age-Filmen kennt. Es braucht deshalb wenig Fantasie, um den Wendepunkt in der Geschichte beziehungsweise deren Ende zu erahnen.

Dem Stück kommt dadurch schnell die innere Spannung abhanden. Umso wichtiger ist deshalb eine stringente, tragende Inszenierungs-Idee. Im Gostner Hoftheater ist die Szene vollkommen leergeräumt (Bühne: Christian Vittinghoff). Räumliche Stimmungen entstehen ausschließlich durch Lichtregie. Die wirkt mitunter sehr effektiv, etwa, wenn der junge Heißsporn, der sich so sehr nach Aufmerksamkeit sehnt, hektisch von einem aufscheinenden Lichtkegel in den nächsten springt.

Regisseurin Würzberger erzählt die Story in vielen kleinen, oft mit pfiffigen Einfällen und schönem (Dialog-)Witz angereicherten Szenen. So wird zwar kurz und knapp viel Stoff bewältigt, doch richtig in den Fluss will die Geschichte so nicht kommen.

Auch der Persönlichkeitswandel des pubertären Teenie bleibt etwas unscharf. Doch Daniele Veterale, der nur diese Rolle spielt, kann seine Figur natürlich am besten entwickeln. Thomas Witte, Roman Roth und Christin Wehner schlüpfen dagegen in jeweils unterschiedliche Rollen. Sie tun es mit vollem Einsatz, besonders Christin Wehner gelingen dabei überzeugende Momente.

Weitere Termine bis 20. Februar. Kartentelefon: 09 11/26 15 10

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